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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 99
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0101
Neuenburger Glocken

In Neuenburg am Rhein war die älteste Glocke Badens beheimatet

Winfried Studer

Mittelpunkt und Herz der alten Zähringerstadt Neuenburg am Rhein war das große
Münster "Unserer heben Frau" mit seinen 15 Seitenaltären. Neben dem Münster erhoben
sich über die Dächer der Stadt der Turm der St. Johanneskirche, das Dachreiter-
türmchen der Franziskaner-Klosterkirche, die Spitalkirche, die Pilgrimskapelle, die
Niedere Kapelle in der Niederstadt. Außerhalb der Stadtmauern standen die St. Georgskapelle
im Sondersiechenhaus und südlich der Stadt die Heiligkreuz-Kapelle mit
ihrem wundertätigen Heihgkreuz und das Kloster Gutnau mit der Kirche St. Matthis.

Das alte Münster, die Kirchen und Ordenshäuser sind allesamt den Hochwasserkatastrophen
des Rheines und den kriegerischen Auseinandersetzungen, die in den Jahrhunderten
über die Stadt hereinbrachen, zum Opfer gefallen. Auch die alten Glocken
aus dem Münster und den zahlreichen Kirchen der mittelalterlichen Stadt wurden ein
Raub der Kriege oder liegen zerstört unter dem Schutt der Jahrhunderte. Unter ihnen
die aus dem Münster stammende älteste Glocke Badens aus dem Jahre 1200. 'Anno
Millesimo Ducentesimo, O Rex Glorie Veni in Pace" ("Im Jahre 1200, O König der
Herrlichkeit, komm in Frieden"), stand auf ihrem Glockenmantel.11 Nur die kleine,
1643 von Hans Ullrich Roth in Basel gegossene Glocke aus der Heiligkreuz-Kapelle,
die heute im Dachreitertürmchen des neuen Rathauses hängt, hat die Zerstörung der
Stadt überdauert.2)

Die aus dem Jahre 1200 stammende Glocke von Neuenburg am Rhein hatte die für
die meisten badischen Glocken aus der Frühzeit charakteristische schlanke "Zuckerhutform
". 1920 schreibt Joseph Sauer in seinem Aufsatz "Die schönsten Glocken unseres
Landes" zur Neuenburger Glocke: "Die frühesten datierten Glocken gehen bei uns
nicht über die Schwelle des 13. Jahrhunderts hinaus, diesem Jahrhundert aber gehören
noch an die Glocke von Neuenburg (1200).... Sie haben alle das charakteristische Profil
der vonTheophilus beschriebenen Glocken, ihre Inschriften enthalten außer dem Datum
meist die altmittelalterliche Formel O rex glorie Christe veni cum pace, die aller
Wahrscheinlichkeit nach liturgischer Herkunft ist. Soweit wir wissen können, hat eine
jede von ihnen ihre Daseinsberechtigung nur in langen harten Kämpfen gegen Gefahren
und Bedrohungen jeder Art, gegen Feindes- und Feuergefahr, mehr aber noch gegen
die Dummheit und unverständige Neuerungssucht der Menschen erstreiten müssen
. Dankbarer und pietätvoller als die Freiburger Bürgerschaft haben die Neuenburger
ihre uralte Glockenpatriarchin vor jedem Anrücken des dort so nahen Feindes geflüchtet
".3*

Noch 1936 konnte Josef Sauer in "Geschichte und Schicksale der Glocken Badens"
schreiben: "In der Rheinebene und hier am stärksten in ihrer unteren Hälfte ist auf
weite Strecken kaum noch eine Glocke aus dem Mittelalter anzutreffen. Daß die uralte
von Neuenburg am Rhein trotz ihrer exponierten Lage sich gerettet hat, verdankt sie
nur der Sorge der Einwohner, die wiederholt sie vor den Franzosen in Sicherheit gebracht
haben".4) Leider hat Sauer die zu seinen beiden Aufsätzen abgebildete Glocke
mit einer anderen Glocke verwechselt.

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