Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 105
(PDF, 35 MB)
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movierte er zum Doktor beider Rechte. Er liebte es, "sich eine gute Bibliothek zu leisten
und schrieb die Bücher auf. die er sich beschaffen konnte." 1512 wurde er zum "ar-
chidiacre de la Cathedrale de Trente" berufen, zum Rat des Fürstbischofs, zu dessen
Gesandten in besonderen Angelegenheiten und zum ordentlichen Mitglied des bischöflichen
Ratsgremiums. In dieser Eigenschaft vertrat er den Fürstbischof in dessen Abwesenheit
.

Nach dessen Tod im Jahr 1514 wurde Clesio, kaum 29 Jahre alt, vom Domkapitel zum
Nachfolger gewählt. Der Papst gab seine Bestätigung, und der Kaiser (Maximilian I.)
ernannte ihn außerdem zu seinem Vertreter in Verona. Aber er forderte ihn auch auf,
seine geistliche Ordination als Bischof auf später zu verschieben, denn er wünschte
seine Anwesenheit am Landtag zu Innsbruck, da diese unentbehrlich sei. "Man sieht,
welche Hochschätzung und welchen Einfluß der junge Prälat auch schon am Hofe
hatte", meint LuigiBressanin seinem Beitrag "BeatusRhenanus etle cardinalBernard
Clesio". dem wir hier folgen.

Das Hin- und-Her-Gerissensein zwischen seiner Gewissenspflicht als geistlicher
Hirte und den staatlichen, höfischen Pflichten, so meint Bressan, habe Clesio bedrückt
, er habe immer unter diesem Zwiespalt gelitten. "Aber die Appelle des Kaisers
und bald auch des Papstes forderten ihn auf, sich auch dem europäischen Geschehen
zu widmen." In 3 Tagen, vom 8. bis 10. September 1515, erfolgte sein feierlicher Aufzug
in Trient, seine Ordination und die Einberufung einer Bistumssynode, mit der er auf
verschiedenen Gebieten und vor allem durch seine Delegierten eine Reform des dortigen
Kirchenlebens begann. Mit der gleichen Sorgfalt widmete er sich der besseren Organisation
des Fürstentums und der Stadt Trient, der er eine neue Verfassung gab.

Seine größte Aktivität sollte er aber nun zur Lösung europäischer Probleme entwik-
keln. Noch im September 1515 wurde er von Kaiser Maximilian mit der Organisation
der Verteidigung Italiens und etwas später mit Friedensverhandlungen mit Frankreich
beauftragt. Nach 1518 nahm er regelmäßig an den Reichstagen und an den wichtigsten
politischen Begegnungen teil. Am Wiener Hof vertrat er die Interessen der römischen
Kirche. In diesen Jahren finden wir ihn in vielen wichtigen europäischen Städten, bzw.
an ihren Höfen: In Wien, Innsbruck, Augsburg. Regensburg, Aachen. Speyer, München
. Rom, Neapel, Prag, Bologna usw.

"Beim Tode Maximilians im Jahre 1519 begünstigte Clesio die Wahl Karls des V.
zum Kaiser und dieser betrachtete Clesio immer als einen getreuen und sicheren Berater
." Nach der Teilung der habsburgischen Herrschaft zwischen Karl V. und seinem
Bruder Ferdinand im Jahre 1522 blieb Clesio an der Seite Ferdinands, dem er
das Einleben in die deutsche Umgebung wesentlich erleichtert haben dürfte, denn
"bei ihm verbanden sich die 'deutsche' Herkunft mit einer lateinischen Bildung".
Nach der Schaffung des königlichen Geheimen Rats 1527 wurde er dessen Präsident.
Und im Jahr darauf übernahm er noch die Leitung und Verantwortung für den Königlichen
Geheimen Rat, zu dessen Vorsitzendem er ernannt wird. Im folgenden
Jahr übernimmt er auch die Verantwortung für die politische, die "Hofkanzlei". mit
dem Titel eines Obersten Kanzlers, einem Titel, den allein er bis zum Ende des
Habsburger Reiches erhalten hat.

Hier ist es nun Zeit, das Porträt dieses ins Zentrum der kaiserlichen Macht aufgestiegenen
Bernhard Clesio zu zeigen. Wir sehen ein Profil mit wulstiger Unterlippe und einem
markant vorgeschobenen Unterkiefer. Der Nasenrücken ist nicht gerade, sondern
zeigt in der Mitte einen hervortretenden Knochen: Wir haben ein typisches Habsburger
-Profil vor uns, wie es uns besonders aus der Renaissance-Zeit mehrfach von großen
Malern überliefert worden ist.

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