Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 115
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0117
der edle Greis von dem Gefühle der durch ihn der Nationalehre widerfahrenenen Kränkung
durchdrungen war", heißt es bei Karl Falkenstein ("Geschichte des Johanniter=
Ordens". Dresden 1832). Und: "Laut und einhellig sprach sich der Wunsch aller Ritter
germanischer Zunge aus: 'Der Großmeister von Hompesch sollte sich wegen der Übergabe
von Malta rechtfertigen!"" Man entschloß sich, einen Generalstatthalter des
Ordens zu ernennen, die Wahl fiel auf Kaiser Paul von Rußland, denn das russisch- polnische
Großpriorat hatte besonders scharf auf die Nachricht von der Übergabe Maltas
reagiert. Das hing freilich mit dem größeren politischen Geschehen zusammen: aus St.
Petersburg erging nunmehr "die förmliche Einladung an alle Zungen, dem neuen Oberhaupte
zu huldigen" (vgl. Falkenstein). "Die Ritter in Deutschland, von jeher gewohnt
, ihre Pflichten mit der Ehrfurcht zu vereinigen, welche sie ihren Landesherrn
schuldig waren, setzten den wiener Hof von dem unerwarteten Wechsel in Kenntniß.
(ebenfalls Falkenstein). Obschon selbst der Papst protestierte und beispielsweise der
neue Kurfürst von Bayern. Maximilian Joseph, den Orden in seinem Land aufhob, um
eventuellen Streitigkeiten mit Rußland auszuweichen, sah sich Hompesch gezwungen,
seiner Würde feierlich zu entsagen. In dieser Situation entstand das Huldigungsblatt unseres
Kalenders auf 1800: "Groß- / Meister des Hochrit- / terlichen / Souverainen / Johanniter
- / Ordens / Paul I. / Kaiser und Selbstbeherr- / scher von ganz Rußland, / Moskau
, Kiew, Wladimir, Now/ gorod, Zar von Astrachan /... / Herzog zu Schleswig /
Ein neuer Ordensrat war von St. Petersburg aus organisiert, ein Generalstatthalter für
Malta von Paul ernannt, schon wurden Kriegsschiffe zur Schenkung an die maltesische
Marine erbaut - da hatten am 4. September 1800 die Engländer unter Nelson den Franzosen
die Ordensinsel nach längerer Belagerung entrissen und dem Zaren deren Herausgabe
verweigert. Im März des darauffolgenden Jahres aber fiel Paul I. einer Verschwörung
zum Opfer, sein Nachfolger Alexander jedoch verweigerte die Annahme
des Großmeistertums.

Die Bedeutung Heitersheims für die Geschichte des Johanniterordens ist außergewöhnlich
, was aus unsern bzw. der beigezogenen Kalender-Darstellung eindeutig hervorgeht
. Zusammenfassend meint Falkenstein (vgl.o.): '"Der Großprior oder Johanni-
termeister von Deutschland, welcher Meister des Ordens in der Mark Sachsen, Pommern
und Wendland war und über das Heermeisterthum von Brandenburg, über Ungarn
. Böhmen und Dänemark die Gerichtsbarkeit besaß, genoß seit 1548 die Würde eines
Reichsfürsten ... Das Johannitermeisterthum gehörte mit allen seinen Commen-
den zu dem oberrheinischen Kreise... Seine Residenz war das freundliche Städtchen
Heitersheim im Breisgau. welches der Orden von den Freiherren von Staufen erkauft
hat, und wo sich auch die Regierung... befand. Der Johannitermeister wurde deshalb
insgeheim 'der Fürst von Heitersheim' genannt." - Das weitere Geschehen ist bekannt
genug, es soll hier nur derVollständigkeit halber noch kurz skizziert werden (im übrigen
sei vor allem auf den Beitrag "Die Fürsten von Heitersheim" von Alfred Graf v. Kage-
neck in Heft 3/4,1979 verwiesen. Dort wird u.a. auch sehr aufschlußreich über die Absichten
des Heitersheimer Großpriorats (dessen Initiator und Koordinator der damalige
Ordenskanzler und Poet Albrecht von Ittner gewesen), nach Möglichkeit die Nachfolge
Maltas anzutreten, referiert.) Auf Grund des Reichsdeputationshauptschlusses
wurde der Johanniterorden von der Säkularisierung dispensiert, als Entschädigung
wurden ihm die inzwischen aufgehobenen breisgauischen Klöster zugesprochen. Dagegen
protestierte der neue Herrscher des Breisgaus. Herzog Hercules von Modena, diesem
war nämlich auf der Pariser Konvention (1802) das gesamte Gebiet (mit Ausnahme
des Fricktals) - wiederum als Entschädigung für ihm in Oberitalien verlorengegangene
Gebiete - überantwortet worden. In diesem Zusammenhang gab es

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0117