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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 118
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0120
Weinbehandlung vor 150 Jahren (um 1750)

Zum Besitze der Pfarrei Staufen gehören von alters her auch einige Rebstücke. Die
Bewirtschaftung dieser Güter mochte wohl dem Pfarrer Ignatius Knecht, welcher im
Jahre 1743 die Pfarrei übernahm, einige Schwierigkeiten bereitet haben; er machte wenigstens
später eine Reihe von Aufzeichnungen über den Rebbau und die Weinbehandlung
, um seinen Nachfolgern die Bebauung derselben zu erleichtern.

Von diesen Anleitungen weichen einige von dem heute üblichen Verfahren so sehr ab,
dass sie der Veröffentlichung nicht unwert sein dürften. Sie lauten:

"Wann man bald alten und schönen Wein haben will von hiesigem Neuen, so nimmt
man, wann solcher sich von der Hefe gereiniget, zum Exempel 1 Saum, schönet ihn mit
Hausblasen, giebt ihm sodann ein Färb mit gesottener Zucker oder Honig, wobei zu
merken, dass man den Wein nach 8Tagen von der Schöne abziehen muß, und dann der
Wein noch besser werde, wenn man zue einem Saum Neuen ungefähr 4 oder 5 Stützen
alten Wein schüttet. Gestern habe ich mit Verwunderung dergleichen Wein verkostet,
und versichere, dass auch der beste Weinverständige solchen für einen vierjährigen Extrawein
getrunken hätte. Daher solches sogleich heut, als den 7. Marth 1754 hier aufgezeichnet
."

"EinemWein, der stark schimmlet zu helfen. St.Trudpert hatte das Schicksal, dass etliche
große Fass also verderbet; man brauchte aller Gattung Mittel, ohne dass solche etwas
verfangen wollten, endlich probierte man es mit einem Vierling voll, in welchen
man etlich Citronen henkte, das hat geholfen."

"Wann der Wein dorrcht oder nach dem Fass schmecket, ziehe ihn ab in Vierling,
nimm eine Citrone, stupfe mit einem Holz Löchlein darein und stecke in selbe Zimmet,
also dass die Citrone einem Igel gleich seie. diese henke in das Fass, und nach 3 oder 4
Tagen wird dem Wein geholfen sein."

"Schweren und trüben Wein zu hellen, auch den Wein frisch zu erhalten, nimm Kieslingsteine
, dörre selbe in dem Backofen, wie man Zwetschgen zu dörren pfleget, und
wenn derWein abgelassen, wirf auf den Saum 1 Kübel voll in das Fass.

Item auf 10 Saum 1 Loth präparierten Weinstein, 1 Maaß Kirschwasser, gieß es aus
einem Geschirr in das andere, bis es wird wie Milch, alsdann in den abgelassenen Wein
nach den Steinen."

"Andere pflegen auch, wann um Weihnachten das Zeichen des Krebses kommt, in ein
Fass eine Maas frischestes Brunnenwasser zu gießen, welches den Wein sehr frisch erhalten
solle."

"Nimm oleum Vitrioli, gieß einige Tropfen in roten Wein, augenblicklich wird er gebesseret
und lieblicher gemacht werden."

"Sammle in Sommerszeit die Centifolien-Rosen. mache die Blätter dürr, und von solchen
Blättern bereite eine Birne (?) in das Fass, sie giebt dem Wein einen gar angenehmen
Geschmack."

"Wann der Wein auf Essig sticht, henke in das Fass 3 oder 4 gelbe Rüben, so kreuzweis
durchschnitten, lasse es 1 oder 2Tag darin, und es wird geholfen sein."

"Roten Wein zu machen. Nimm schwarze Kirschen, frische, thue sie in ein Fässlein,
schütte weißenWein daran, mache es zu und thue es zuweilen rüttlen, am Herbst nimm
davon soviel du willst und färbe damit den weißenWein. Wann du aber die Stein auch
wirst zerschlagen haben, so wirst du an dem Wein eine besondere Lieblichkeit finden."

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