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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 129
(PDF, 35 MB)
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Ausschnitt unserer Urheimat, wundersam und schön zugleich in ihrer Vielfalt - soweit
wir sie noch zulassen - und ihres Seins. Nichts anderes steckt hinter der Andacht, zu der
uns ein Mahnmal, ein Kruzifix , ein Taufbecken oder ein Gedenkkreuz mit ein paar wenigen
Symbolen des Lebens und der Ewigkeit hinführen wollen, ein Glaubensbekenntnis
eigener künstlerischer Prägung.

Wollte er dies wirklich? Wenn wir ihn fragen, würde er vielleicht entrüstet solche pädagogischen
Absichten und Unterstellungen von sich weisen. Daß die Betrachtung seiner
Werke uns aber dazu führt oder führen kann, mag solches möglicherweise nur bei
uns - den mit seinem Werk Konfrontierten - auslösen. Des Künstlers Ausgangspunkt,
Antrieb und Intention, mag zunächst einfach die Sympathie - im wörtlichsten Sinne -
für den Nächsten, für den Unbekannten sein, für ein Leben, das von den Brutalitäten
des Daseins, von Bosheiten, Egoismus, Feigheit und Nichtigkeit durchsetzt ist, aber
auch von Lächeln, Wärme, Güte und Mut, von Sonne und Himmel und so viel Entgegenkommen
. Aus dieser Erfahrung wächst das Verlangen nach dem Wahren, dem Wesentlichen
, das in dieser Kunst Gestalt annimmt, stumme Sprache wird für den Suchenden
, Hoffenden, Glaubenden. So wird in je zeitgemäßer Form auch das Kunstwerk
zum Mittler göttlicher Erfahrung, ist in der Kirche als dem irdischen Ort der Gottesbegegnung
auch Teil des Evangeliums. Mit dem am Altar verkündeten Wort Gottes weist
auch die Kunst als gestaltete Materie dieser Welt mit ihrem geistigen und symbolischen
Gehalt über sich selbst hinaus auf das Göttliche, wird Schattenriß des himmlischen Jerusalem
.

Der Aufblick zum Kruzifix wird eins in der Erfahrung der von dort ausgehenden
Gnade. Gewordene Form wird transparent für die gläubige Erwartung.

Mittelpunkt allen kirchlichen und liturgischen Geschehens bleibt der Altar, der Tisch
des Herrn, wo der Geistüche verwandelte Speise austeilt, eine vom Geheimnis getragene
, aber doch schlichte menschliche Handlung. Hier muß das Kunstwerk sich in den
Tenor des Geschehens einordnen, schon in der Echtheit des Materials, wobei Scheurer
den behauenen Fels oder das im Feuer geläuterte und gewandelte Erz bevorzugt, beides
mit hintergründiger Bezogenheit auf den Ursprung solcher Lehre. Einfach und unmißverständlich
, glaubhaft und echt muß solche Kunst sein, wenn sie überzeugen will
wie Sprache und Geste des dort handelnden Geistlichen.

Selbst ein Leuchter auf dem Altar in seiner zweckmäßigen Gestaltung will und darf
nur Gefäß und bescheidener Diener sein für das symbolträchtige Licht, Glut der Hoffnung
, Ausdruck des Lobes und Dankes. Das Einfache, dem Dienst sich Unterordnende
ist auch hier das Schöne, weil es das Wahre, die göttliche Aussage sinnvoll ergänzt
.

Ein Blick zu den Fenstern bestätigt solche Überlegung. Sie sind zugleich Grenze und
deren Aufhebung, Lichtspender und Ausblick, aber auch Trennung zwischen innen
und außen, zwischen der Welt der Aktion und dem Ort der Sammlung. Das Kreuz, das
Opferlamm, die zusammenlaufenden und wieder auseinanderstrebenden Linien sind
dabei Mahnung und Hoffnung zugleich. Immer wieder Bilder, Symbole, Zeichen, die
nicht des Anspruchs hoher Kunst bedürfen. Weil sie so einfach dienen, sind sie so
schön.

Religiöse Kunst ereignet sich aber nicht nur im sakralen Raum, in der Kirche. Sie
wird es durch ihren Bezug zur jeweiligen Umgebung, durch ihre Funktion. Die in ihrem
Kunstwerk aus dem Willen des Menschen vergeistigte Materie erhebt sich selbst zu diesem
Rang, denn sie will nicht den Menschen verherrlichen, sondern Gott.

Religiöse Kunst darf nicht willkürlich, gesetzlos, in sich unlogisch sein, wenn sie den
Gedanken und das Prinzip der Schöpfung widerspiegeln will. Göttliches Walten fordert

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