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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 140
(PDF, 35 MB)
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Sein ambivalentes Verhältnis zu seinen Karlsruher Jahren - hier Ehrungen und Anerkennungen
, dort Verstimmung und Heimweh nach dem Oberland - machen ihn launisch
und unzufrieden.

Dazu ein Brief an Hitzig von 1812: "... Ich sehe mich hier als Fremdüng an und trage ein
heimlich bruttelndes Heimweh in mir herum... Doch was helfen diese Jeremiaden?"

In dieser Zeit wurde Hebel klar, daß er das Oberland nie mehr sehen würde. Sicher
auch eine Erkenntnis aus seiner angeschlagenen Gesundheit, die solche beschwerlichen
Reisen nicht mehr erlaubte.

1821 schreibt der 61jährige Hebel an Henriette Schütz: "Ich bin seit 2 Jahren nimmer
recht gesund, nie heiter, fast immer trübselig, verdrossen zu allem, was ich tun soll."
Als Folge dieser "bösen Launen" - wie er sie selbst in einem Brief an Gustave 1824 bezeichnet
- und der körperlichen Leiden zieht sich Hebel mehr und mehr vom gesellschaftlichen
Leben zurück.

Kirchenrat Sonntag beschreibt Hebel in dessen Biographie: "Die Spuren körperlicher
Schwächen zeigten sich immer mehr. Sein Gesicht alterte, seine Nerven waren angegriffen
, seine Hand zitterte, die Schrift war kaum mehr leserlich." Hebel klagte über
Unterleibsbeschwerden, und er wurde stiller und ernster. Er verläßt nur noch zu seinen
Prüfungen Karlsruhe und schreibt 1826 vor seiner letzten Reise an seinen Freund Nüß-
lin in Mannheim: "Ich komme diesmal - erschrecken Sie nicht - in der Qualität eines Patienten
zu Ihnen."

Die von den Studenten in Mannheim noch arrangierte Kahnfahrt auf dem Neckar
kommentiert Hebel fast mit einem Galgenhumor: "Es kommt mir vor, als ob wir auf
dem Styx führen..."

Am 16. September reist Hebel trotz erneuter Leibbeschwerden nach Schwetzingen
ab, um dort seinen Freund Zeyher noch zu besuchen. Dr. Grißlich, der Hebel in
Schwetzingen behandelte, berichtet: "Er war schon in Mannheim leidend. Sein Übel
kündigte sich als ein Anfall gestörter Verdauung an, wie er schon seit Jahren bei Hebel
nicht selten war." Die große Besorgnis des Arztes über den Ernst der Lage wollte Hebel
nicht teilen, obwohl er immer wieder unter heftigen Schmerzen litt. Doch sein freundliches
Scherzen und seine sanfte Heiterkeit versuchten, seine wirkliche Lage nur zu verbergen
. Noch am 21. September versicherte Hebel seinem Freund Zeyher, daß sich
seine Gesundheit bessere. Am Abend des gleichen Tages gegen 8 Uhr traf Dr. Seubert
aus Karlsruhe ein und bezeichnet den Zustand Hebels bereits als hoffnungslos.

Wer aber Hebels widersprüchliche Art kennt, wird auch nicht verwundert sein über
seine Bemerkung am gleichen Tag zu Dr. Renner aus Mannheim: "Heute habe ich die
ersten Todesgedanken gehabt in meinem Leben, aber sie haben mich nicht erschreckt!"
Zieht man die letzten Briefe Hebels zu Rate, so deuten sich im Nachhinein Bestätigungen
des Obduktionsbefundes an, der von schweren Darmverwachsungen spricht. So
schreibt Hebel schon am 15. Juli 1825 an Gustave Fecht: "Meistens nur vormittags
nimmt mich der enge Atem und die innere Bangigkeit und Unruhe in Anspruch. Es
kann halt mal ein Wassersüchtlein werden!" Und er scherzt noch mit einem Wortspiel:
"Meine medizinischen Freunde versichern mich, ich sei so gesund wie der Fisch im Wasser
. Das wäre schon recht. Aber das Wasser im Fisch!"

Noch deutlicher wird ein Brief Ende Dezember 1825 an Gustave Fecht und Karoline
Günttert: "... Ich werde in diesem Leben nimmer viel Rosen zu pflücken haben. Aber
sehen Sie mich nicht wieder für melancholisch an. Wenigstens will ich es nicht seyn,
sonst könnte ich Ihnen bald meine trübsinnigen Briefe verleiden, was mir sehr leid
wäre.... Etwas rheumatische Steifigkeit und kurzen Atem nehm ich als Zugabe. Die
Unlust zum Essen und die Unlust zum Arbeiten heben sich gegeneinander auf."

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