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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 141
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0143
Solche und ähnliche Bemerkungen häufen sich seit 1824, die immer wieder den verdorbenen
Magen zitieren: "Ich merke, daß ich den Kaffee nimmer ertragen kann!",
den Hebel für eine "schlimme Zeit von 8 Wochen" verantwortlich macht.

Die Summe seiner Erfahrungen und Philosophie zieht Hebel schon ahnungsvoll in einem
Brief an Sophie Haufe am 30. Januar 1823 mit den Worten: (und damit schließt
sich der Kreis zu der eingangs gemachten Bemerkung) "Es ist unvermeidlich, aber
darum nicht die glücklichste Operation, daß der Mensch sein unteilbarstes, sein Ich in
zwei Teile, Seele und Leib oder Geist und Körper geteilt hat, die doch irgendwo, ich
weiß nicht wo, eins sind, und erst am Ende sich in zwei scheiden, wie reife Frucht und
ausgetrocknete Schale."

Die letzten Tage und Stunden Hebels darf ich als bekannt voraussetzen und nur noch
an jenen Augenblick erinnern, als Hebel am Abend des 21. September 1826 den Wärter
in seinem Zimmer zu Bett gehen hieß.

So nahm er allein gegen halb 4 Uhr morgens am folgenden Tag von dieser Welt Abschied
, fast so wie er damals 1812 auf seinem letzten Gang von Schopfheim nach Hausen
seine Freunde hinter sich ließ, um seiner geliebten Heimat allein Lebewohl zu sagen.

Es sollte nicht Gegenstand dieser Betrachtung gewesen sein, was letzten Endes aus
medizinischer Sicht von den vielen Krankheitssymptomen zum Herz- und Kreislaufversagen
und damit zum Tode Hebels führte. Der Hinweis auf die zitierten Äußerungen
zum jeweiligen Befinden Hebels, mag ihn auch einmal von dieser ganz realistischmenschlichen
Seite, von seinen diesseitigen Sorgen um das körperliche Wohlbefinden,
bzw. seinem Unwohlsein verständlich machen.

Vielleicht erhält mancher Vers, manches Gedicht, aus denen wir bisher nur den liebenswürdigen
, ewig heiteren Hebel schätzen lernten auf dem Hintergrund solcher Erkenntnisse
auch jene tragische Komponente, ohne die wir dem oft so zwiespältigen, unentschlossenen
, immer wieder zaudernden Hebel eigentlich nicht gerecht werden. Wie
so oft sind auch die Werke Hebels Früchte aus seinem Leiden, die Ernte menschlicher
Tragik und deren Überwindung durch charakterliche Größe und einen unerschütterlichen
Glauben. Vielleicht - oder ganz bestimmt - wird uns auf diesem Hintergrund auch
der Doppelsinn des viel zitierten Hebelverses deutlich, wenn er sagt: "E freudig
Stündli, ischs nit e Fündli?" Darin liegen nicht nur naive Freude am Genießen, sondern
mehr noch, wie wir nun wissen, Dankbarkeit, Hoffnung und der Wunsch und das Wissen
, daß nichts selbstverständlich ist auf dieser Welt und alles auch der Gnade und des
Segens des Allmächtigen bedarf.

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