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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 146
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0148
meint ist. Wenn ich mir den politischen Burte vornehme, das weiß wohl jeder, gibt es
aber Dinge zu sagen, die nicht zu seinem Lobe sind.

Wenn ich dennoch an dem Thema festgehalten habe, dann, weil ich es für akut halte.
Es wird meines Erachtens Zeit, daß die Burte-Freunde selbst diese Problematik klar
ansprechen, daß sie diese Seite von Hermann Burte nicht weiterhin unbeachtet lassen:
Gerade weil es gilt, uns den Dichter zu erhalten - uns und den kommenden Generationen
.

Kenner werden nun sagen, daß die politischen "Irrwege und Irrtümer" Burtes, wie
es Rupert Gießler formuliert hat,11 doch schon wiederholt, und zwar im Rahmen von
Veranstaltungen der Burte-Gesellschaft, angesprochen worden sind. Sie haben recht:
Professor Georg Thürer aus St. Gallen hat dies bei seiner Rede anläßlich der Feier zum
100. Geburtstag des Dichters in Maulburg getan,2' und Dr. Robert Th. Stoll aus Basel
tat es ebenso in seinem Vortrag über "Hermann Burte als Maler" anläßlich der Eröffnung
der Burte-Ausstellung im Lörracher "Museum am Burghof" im März 1985.3) -
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß ich die Herkunftsorte der beiden Redner genannt
habe. Ich habe dies ganz bewußt getan: Beides waren nämlich Schweizer, also Ausländer
. Diese haben ja nicht wie wir Deutsche ihre liebe Not mit der Vergangenheitsbewältigung
! Sie können sich dem Problemkomplex unbefangener nähern als wir. Und es
würde kaum jemand wagen, sie nachher als "Beschmutzer" des Dichters zu bezichtigen
, zumal sie Burte ja insgesamt positiv beurteilen - sonst hätten sie es abgelehnt, über
ihn zu sprechen. Aber Sie haben es meiner obigen Formulierung schon entnommen: Es
gilt nun, daß wir uns als Deutsche und als Burte-Freunde dem Problem stellen.

Da kommt der Zwischenruf: "Willi Ferdinand Fischer hat doch anläßlich des 100.
Geburtstages von Burte in seiner kleinen Schrift A propos Hermann Burte'4' gerade zu
dessen politischen Verirrungen Stellung genommen, also ein Deutscher und Burte-
Freund!" Ja - aber: Konkret steht in jener Broschüre kaum etwas zu diesem Thema. Es
handelt sich vielmehr um eine Verteidigungsschrift für Burte, in der im Grunde nur die
moralische Position der Ankläger Burtes zerpflückt wird.

Ich will nun versuchen, als Burte-Freund, Hermann Burtes politische Position mit
wenigen Beispielen zu skizzieren, wobei ich u.a. Georg Thürer zu Hilfe nehme. Dieser
sagte in seiner schon erwähnten Rede unter dem Zwischentitel "Klarheit über Burtes
politischen Irrweg", man könne sich auf dreierlei Weise gegenüber der Tatsache, daß
Burte eine Reihe von Jahren hindurch Hitlers Bewegung anhing, verhalten: "Man
kann, um den Dichter zu schonen, den Schild des Schweigens über den 'Politiker' halten
. Zweitens kann man, aus welchen Gründen es immer sei, Burtes Werk nach braunen
Einschlägen durchmustern und andere, edlere Bekenntnisse wider besseres Wissen
unterschlagen. Der dritte Weg besteht darin, daß man sein Verhältnis zum Dritten
Reich aufzeigt, es vom Wesen des Dichters und seiner Umwelt her zu erklären versucht
(natürlich ohne es zu billigen!) und sich dann fragt: Hat der Dichter Burte infolge seiner
Täuschung in politischen Dingen das Recht auf Gehör als Dichter verwirkt? - Die beiden
ersten Wege erscheinen mir unredlich. Sie gehen aus Voreingenommenheit hervor
und sind als einseitig abzulehnen." - Soweit das Zitat.

Ehe auch ich mich auf den dritten Weg begebe, will ich an einem Beispiel zeigen, wie
man es nicht machen sollte. Es handelt sich um einen Leserbrief vom April 1978, dessen
Autor zur Verteidigung Burtes eine Reihe von Ereignissen berichtet, wo sich Burte gegen
Hitler und seine Bewegung geäußert oder gar betätigt hat. Z.B. soll Burte 1932 Hitler
mit dem damals berüchtigten Schwindler Daubmann aus Endingen am Kaiserstuhl
verglichen und 1933 in Schopfheim eine Brandrede gegen die NSDAP gehalten haben.
Weiter sei Burte Glied der Bekennenden Kirche gewesen und habe immer wieder zu

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