Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 147
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0149
kirchlichen Festtagen christliche Gedichte in den Tageszeitungen veröffentlicht u.a.m.
Ich zweifle keineswegs daran, daß diese Angaben stimmen. Aber: Es fehlen mir in dieser
Stellungnahme die Gegenbeispiele, damit man zu einem einigermaßen objektiven
Bild kommen könnte. Die Überschrift dieses Leserbriefes lautete: "Urteil sollte nicht
oberflächlich sein". So blieb es aber auch wieder bei einem einseitigen Urteil: Burte als
eine Art' Antinazi"!

Mancher wird mir jetzt entgegenhalten, daß ein Leserbrief ja keine ausgewogene Abhandlung
sein könne. Einverstanden! Ich habe diesen Leserbrief ja auch mehr aus methodischen
Gründen genannt, weil er mir typisch erscheint für die Art, wie mit diesem
Thema - von den beiden Schweizer Rednern abgesehen - bisher umgegangen worden
ist. Entweder man hat eine Verteidigungsposition aufgebaut, Burte versucht reinzuwaschen
, allenfalls in einem Nebensatz von einer "Täuschung" gesprochen, der Burte erlegen
sei. Oder man hat umgekehrt alles zusammengeholt, was man Burte ankreiden
könnte, und den Dichter in Grund und Boden verdonnert. Hierher gehört die Sendung
im Südwestfunk von Wolfgang Heidenreich im November 1978. Beide "Wege" werden
dem Dichter nicht gerecht - so war ja auch die Meinung von Professor Thürer.

Was, um endlich konkret zu werden, ist Hermann Burte anzulasten? Beginnen wir
bei seinem Jugendroman "Wiltfeber", den Thürer "das Hohelied des herrischen Menschen
mit völkischem Glauben" genannt hat. Einige Zitate daraus:

"Das Beste in der Welt ist der Befehl! Aber ich höre keine Befehle!"
Oder: "Da ist es Zeit, daß einer aus der Reihe vorprellt und selbstsicher ruft:

Auf meinen Befehl hören!"
Oder: "Du bist ein Mann aus deutschem Blute, aber deutsch heißt völkisch,
und arisch heißt herrisch, und so bist du von den Deutschen der oberen
Rasse, welche herrscht oder stirbt!"

Das klingt doch wie der blanke Nationalsozialismus! Ja - aber: Wir müssen bedenken
, wann und in welchem geistigen Umfeld Burte den Roman "Wiltfeber", sein Buch
des "Ewigen Deutschen - die Geschichte eines Heimatsuchers", geschrieben hat. Das
war vor dem ersten Weltkrieg! Der Roman erschien 1912, als noch kein Mensch etwas
von Hitler und der NSDAP gehört haben konnte, in einer Zeit, in der eine junge Künstlergeneration
, von den Zuständen dieser Zeit angeekelt, ihre Zweifel und Ängste hinausschrie
- im Expressionismus. Hier ist dieses Jugendwerk Burtes einzuordnen, literarisch
und zeitgeschichtlich.

Mit dieser Feststellung könnte man es bewenden lassen, wenn - ja, wenn sich Hermann
Burte nach 1933 wegen der Ideen, die er im "Wiltfeber" gestaltet hat, nicht als
"Seher des Dritten Reiches" hätte feiern lassen. Wie schrieb Max Dufner-Greif in seinem
Burte-Buch von 1939, das den Titel "Der Wiltfeberdeutsche Hermann Burte"
trägt? Zitat: ".. .weil dieser warnend schon vor Krieg und Zusammenbruch - gemeint ist
1914-18 - weil dieser das Hakenkreuz als rettende Heilsrune erhob" (Seite 3). Und Burte
ließ es sich gefallen, ja, er gefiel sich anscheinend in dieser Rolle - er war eben ehrgeizig
. So hatte also Dufner-Greif doch recht, wenn er in seinem Schlußwort schrieb:
"Hermann Burte ist längst als völkischer Rufer unserer Zeit vielen im Reich ein Führer
auf diesem Weg."

Wir dürfen uns also nichts vormachen: Burtes Ideen bzw. seine Formulierungen haben
Wirkung gehabt. Gar mancher, gerade in unserer Ecke hier, mag sich gesagt haben:
"Ja, wenn der Burte da mitmacht und solche Dinge von sich gibt, dann muß doch was
dran sein!" - Und: Ich weiß nicht, in welchem Jahr es war, als Hermann Burte in Lagern
der Hitlerjugend auftrat - z.B. auf dem Bierhelder Hof bei Heidelberg und auf dem
Feldberg -, unter der flatternden Hakenkreuzfahne sprach und ihm "heller Beifall aus

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