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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 148
(PDF, 35 MB)
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den frischen Kehlen" entgegenbrauste. Bei Dufner-Greif nachzulesen. Was er vorgetragen
hat - er war ein ausgezeichneter Interpret seiner Gedichte -, ist nicht bezeugt.
Aber es waren sicher keine Gedichte pazifistischen oder internationalistischen Inhalts.

Ich habe, geschichtlich gesehen, einen Sprung gemacht. Dabei ging es mir darum,
aufzuzeigen, daß der "Wiltfeber", der immerhin eine Gesamtauflage von 75 000 Exemplaren
erreichte (was damals viel war), eben weitergewirkt hat. Man stellt sich aber die
Frage, ob Burte in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg sein Jugendwerk selbst mit anderen
Augen gesehen hat. Die "Vorbemerkung des Dichters" zur Ausgabe der "Deutschen
Buch-Gemeinschaft" von 1927 scheint in diese Richtung zu weisen. Es heißt dort:
"Wenn ich heute, nach fünfzehn Jahren, den "Wiltfeber' wieder lese, erkenne
ich erschüttert, wie der Mensch, und wäre er noch so guten Willens, in den Meinungen
und Irrungen seiner Zeit verstrickt und befangen ist. Aber ich fühle
auch, wie das Zeitliche versinkt und das Dichterische hervortritt. Keine Partei
hat ein Recht, das Ewige meines Buches für ihren Tag auszumünzen: aus dem
Vollen will es gesehen sein als ein Ganzes für jedermann. Verschwunden ist vieles
, um das ich rang: geblieben ist das Suchen und Sehnen nach einer Heimat in
Land und All, geblieben die Freude an allem Lebendigen und Zeugenden: an
den Bauern des Reblandes, denen aus der Scholle die goldenen Weizenfelder,
an den Webern des Weblandes, denen auf den Stühlen die weißen Tuchbahnen
wachsen. Aus dem Bangen und Beben des Jünglings ist der Glaube des Mannes
geworden, daß die Deutschen, wenn sie schon ein Volk ohne Zeit und ohne
Raum sein müßten, doch nie ein Volk ohne Liebe sein werden."
Hier gilt es festzuhalten, daß der Verfasser selbst von "Irrungen" schrieb, daß er trotz
aller Anklage und Kritik, die den "Wiltfeber" durchziehen, doch eine positive Einstellung
"zur Heimat in Land und All" hat, wie er es formulierte, und - daß keine Partei ein
Recht habe, sein Buch "für ihren Tag auszumünzen". Sollte dies - also 1927 - schon gegen
Tendenzen gerichtet gewesen sein, die von der Hitler-Bewegung auf ihn zukamen?
- Wie wir sahen, ist er im Laufe des Dritten Reiches dann doch "schwach geworden".

Daß er sich gewehrt haben muß, wenigstens innerlich, läßt sich meines Erachtens aus
der Tatsache ableiten, daß er - im Gegensatz zu den meisten anderen Deutschen - erst
1936 Parteimitglied geworden ist, und dies erst nach Intervention des damaligen Reichsdramaturgen
Dr. Schlösser. - Gewehrt hat er sich vermutlich auch als alter Deutschnationaler
. Er gehörte dieser Partei von 1919 bis 1933 an und war von 1924 bis 1932 Mitherausgeber
der Zeitschrift "Der Markgräfler". Dieser Titel hört sich zwar heimattümelnd
an, aber es handelte sich tatsächlich um ein Parteiblatt, in dem Burte übrigens manches
seiner Gedichte, die er dann in seinem Band "Ursula" (1930) zusammenfaßte, zum ersten
Mal veröffentlichte. Vermutlich muß auch seine Rede gegen die NSDAP in
Schopfheim 1933 hier eingeordnet werden: Ein Deutschnationaler kämpfte für das
Überleben seiner Partei - auch gegen Hitler. Aber, das wissen wir ja alle: Die Deutschnationalen
standen der NSDAP nicht gar so ferne, weshalb es Hitler rasch gelungen ist,
sie in seine Reihen einzugliedern.

Ich sagte, Burte sei schwach geworden, und das, obwohl z.B. sein Schauspiel "Sim-
son" von 1917 in den Jahren 1933 bis 1945 als "nicht erwünscht" praktisch verboten war;
das Thema war den Machthabern zu biblisch. Burte ist also "schwach geworden" und
hat sich dann zunehmend einspannen lassen in den Kulturbetrieb der Hitlerzeit. Höhepunkt
seines Wirkens auf diesem Gebiet waren die Reden - er war ein glänzender Redner
-, die er vor verschiedenen damals hochkarätigen Versammlungen hielt. Beim
Deutschen Dichtertreffen am 27. Oktober 1940 im Nationaltheater in Weimar hielt er
den Festvortrag über "Die europäische Sendung der deutschen Dichtung". Bewun-

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