http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0156
Am Afang dunkts aim chinderliichte Bscheid,
Notno würds schwer, me möchti schier verzage:
Nie würd me feerig mit em Bückitrage,
So mannigfaltig het er blüeiht und trait.
Treu, rain und recht, ä luteri Naduur -
Ring, ohni Müeih, wies Othme goht sy Schriibe,
Us Liebi und Verstand für d'Kreatur.
Es dhuet en aber au ne Wille trübe
Bis in die höchsti Chunst, im Schaffe pur,
Er libt und lebt, syWerk würd ewig bliibe.
1947
Als letzte Schicht sei der christliche Glaube erwähnt, in dem der Dichter zeit seines Lebens
stand. In seinen meisten Werken finden sich religiöse Motive. Alle größeren
Bände enthalten eine besondere Gruppe von Gedichten unter dem Titel "Gott" oder
"Krist" (eine Bezeichnung, die Burte übrigens schon zu Beginn seines dichterischen
Schaffens von dem Dichter Otfried von Weißenburg übernommen hat). Viele Gedichte
dieser Art sind in der Sammlung "Psalter um Krist" (1953; erweiterte Neuauflage 1985)
vereinigt. Ich schließe rnit dem Gedicht "Gabe", einem der schönsten Zeugnisse religiösen
Gedankenguts in Hermann Burtes lyrischem Schaffen:
Gabe
Alles, was ich habe,
Wesen, Wuchs und Wert
Ist nur eine Gabe,
Die mir Gott beschert.
Denn, was kann ich wollen,
Wenn die Quelle fehlt,
Die mich überquollen
Und im Blut beseelt?
Was ich weiß, ist eitel,
Ohne Sinn und Mut,
Wenn auf meinem Scheitel
Nicht sein Segen ruht.
Alles, was ich habe,
Alles, was ich bin,
Ist entlehnte Gabe
Und fährt wieder hin
Ihre roten Wogen
Wären toter Saft,
Käme nicht geflogen
Puls von seiner Kraft.
In die Hände dessen,
Der mich Armen rief,
Als ich weltvergessen
Fern der Erde schlief!
(aus "Ursula", 1930)
Der Vortrag wurde für die Drucklegung an einigen Stellen leicht geändert bzw. ergänzt.
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