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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 171
(PDF, 35 MB)
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Sprachliche Beiträge

Christian Martin Vortisch
Der '"Markgräfler"

Der Name der Bevölkerung des oberenTeils der badischen Markgrafschaft zwischen
Basel und Freiburger Bucht geht auf den Begriff "Markgrafschaft" zurück, weil dieser
bei den Nachbarn gebräuchlich war. Man darf daran erinnern, daß das Markgräflerland
damit identisch ist und keineswegs nur das eigentliche Rebland meint, sondern auch
das Kleine Wiesental und das Große bis Hausen einschließt. Man muß natürlich zugeben
, daß das Große Wiesental seinen Charakter gegenüber früher und den anderenTei-
len so sehr verändert hat, daß der gedankenlose Gebrauch des Begriffs nur für das Rebland
zwar erklärlich, aber nicht zu billigen ist.

Es liegt diesem Gebrauch des Wortes nur für das Rebland vermutlich die Identifikation
des Wortes mit dem Markgräfler Rebbau zugrunde. Und da erhebt sich die Frage:
Seit wann bezeichnet man eigentlich die Bewohner der Oberen Markgrafschaft als
"Markgräfler"?

Bis heute ist die Frage nicht richtig untersucht. In Basel hat man unser Gebiet früher
mit "Markgrafschaft" oder "Markgrafenland" bezeichnet. "Der Markgräfler" war aber
als Pendant zum "Elsässer" und "Landschäftler" seit dem 14. Jh. ein Begriff bei der
jährlichen Festsetzung der Weinpreise, dem "Weinschlag", für den Basler Markt. Daß
dabei die Interessen des Basler Handels eine größere Rolle spielten als die der Rebbauern
, ist eine Sache für sich. Aber der Weinschlag spiegelt doch die jeweiligen Herbsterträge
nach Menge und Qualität im Vergleich dieser drei Weinbaugebiete wieder. "Der
Markgräfler" war also ursprünglich wohl der Wein. Die Bewohner seiner Landschaft
bezeichnete man als "Marggrävische". Dieser Begriff scheint spätestens im 18. Jh. veraltet
zu sein. In dieser Zeit beginnt man, den Produzenten des "Markgräflers" mit seinem
Produkt und dessen Namen zu identifizieren.

Man muß da auch an den akademischen Wörtgebrauch erinnern. Da war man etwa
"Roetelanus marchicus", "Kirchensis marchicus" usw. Die Rückübersetzung von mar-
chicus gibt nun "Markgräfler", ähnlich wie das akademisch-lateinische "Badensis" zu
Badenser geworden ist.

Gleichschaltung

Es ist gut, von Zeit zu Zeit die alten Jahresbände von Tageszeitungen danach durchzublättern
, wann gewisse Wörter in unserer Politikersprache eingedrungen oder regelrecht
eingeführt worden sind. Am 29.3.1933 ist das Wort "Gleichschaltung von Volksund
Staatsgeist" zum erstenmal zitiert, dann für die "Gleichschaltung" der Länder und
der Selbstverwaltung gebraucht worden. Gemeint war dabei in Wirklichkeit die Beseitigung
jeder Selbständigkeit der politischen und danach auch aller sozialen und wirtschaftlichen
Selbstverwaltungskörperschaften. Am 10.4.1933 war "die Nation auf dem
Marsch", danach änderte die sogen. Deutschnationale Volkspartei ihren Namen in
"Deutschnationale Front". Das Vorbild sozusagen für die späteren "Fronten", die sich
in Anlehnung an die deutsche Politik in der Schweiz gebildet haben. Am 29.6.1933 verkündete
Goebbels: "DerWeg zum totalen Staat ist beschritten und wird zu Ende gegangen
werden" (und wie!). Am 24.7.1933 wurde die "Schlacht gegen die Arbeitslosigkeit"

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