Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 14
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0016
auch die folgenden Jahre scheinen gute Erträge gebracht zu haben, denn die Müllheimer bauten
um 1610 ihre Martinskirche gründlich um. Nur der Turm blieb stehen. Das Langhaus wurde
erheblich verbreitert und im Osten durch einen aus drei Seiten des Achtecks gebildeten Chor
abgeschlossen. Sparsam war man aber doch, denn die alten Fenstergewände wurden zum Teil
weiterverwendet.

Kriegszeiten im 17. und 18. Jahrhundert

Die Gegensätze zwischen katholischen und protestantischen Reichsfürsten und die Uneinigkeit
zwischen den evangelischen Fürsten selbst nahmen zu Beginn des 17. Jahrhunderts so
krasse Formen an, daß es 1618 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges kam. Waren es
anfangs nur ständig wiederkehrende Einquartierungen, die den Markgräflem aufgebürdet
wurden, und eine Brandsteuer zur Unterstützung des schwer heimgesuchten Unterlandes, so
begannen 1632 die schlimmsten Jahre auch für die Herrschaft Badenweiler, nachdem sich der
Religionskrieg zur politischen Auseinandersetzung der europäischen Großmächte ausgeweitet
hatte. Im Dezember 1632 drangen die Schweden aus dem Elsaß in das markgräfliche Gebiet
ein. aber bald schlugen die Kaiserlichen zurück und besetzten am 1. Januar 1633 Neuenburg.
Am 26. April versuchten sie von dort aus. die Burg Baden(weiler) zu erobern, wurden aber
abgewiesen, plünderten auf dem Rückmarsch Niederweiler, Zunzingen und Müllheim und
legten viele Häuser in Schutt und Asche. Am 19. Mai wurde der Angriff wiederholt und führte
diesmal zum Erfolg. Die Einwohner Müllheims flohen wohl in die umliegenden Wälder, wenn
sie es nicht vorgezogen hatten, sich in den Schutz der Stadt Basel zu begeben, wo damals eine
Reihe von Müllheimer Kindern das Licht der Welt erblickte. Am 30. Juni 1633 wurde
Badenweiler den Kaiserlichen wieder entrissen. Aber die schwedischen Hilfstruppen des
Markgrafen Friedrich V. verfuhren mit den Einwohnern der Dörfer rundum nicht weniger
zimperlich, als die Kaiserlichen es getan hatten.

So wogte das Kriegsgeschehen hin und her. Das ausgeblutete Land war trostlos verwüstet
und ziemlich menschenleer. Von 1644 an hörten die Kriegshandlungen im Markgräflerland
auf. aber erst 1648 wurde endgültig Friede geschlossen, der dem Markgrafen Friedrich V. sein
ihm 1622 abgesprochenes Land zurückgab. Ein Wermutstropfen im Freudenbecher des
Friedens war die Tatsache, daß der Rhein Grenze geworden war. Die neue Nachbarschaft des
Franzosenkönigs Ludwig XIV. sollte sich bald als äußerst bedrohlich erweisen. Die Wiederherstellung
von Zucht und Ordnung ging nur langsam voran. Die Lücken in der Bevölkerung
schlössen sich durch Einwanderer vor allem aus der Schweiz.

Nur wenige Jahre dauerte der Friede, bis neue Kriegswolken aufzogen. In Frankreich
regierte Ludwig XIV. (1643-1715) von 1661 an selbständig (bis dahin unter Vormundschaft
seiner Mutter Anna und unter der Regierungsleitung von Kardinal Mazarin) und begann 1666
mit einer Eroberungspolitik, die viel Not auch über das Markgräflerland brachte. Im Holländischen
Krieg (1672-79), der sich teilweise auch im oberrheinischen Raum abspielte, mußten
1675 Müllheimer Bürger bei Neuenburg im kaiserlichen Auftrag Schanzarbeiten ausführen,
aber die Werke sind nie gebraucht worden. Dann wurden die Dörfer seitens der französischen
Militärintendantur mit Kontributionen in Geld und Naturalien belegt, die oft selbst unter
härtester Strafandrohung nicht erfüllt werden konnten. Zweimal wurde 1676 deshalb Müllheim
geplündert, und am 6. April 1678 loderten die Flammen aus der Burg über Badenweiler,
die die Franzosen 1677 besetzt hatten. Wenige Wochen später erfuhr Rötteln das gleiche
Schicksal. Endlich brachte der Friede von Nymwegen (Holland) 1679 Ruhe.

Aber sie dauerte nur zehn Jahre. 1689 besetzte und verwüstete Ludwig XIV. die Pfalz, auf
die er Erbansprüche erhob. Auch die untere Markgrafschaft Baden wurde ein Opfer dieses

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0016