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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 25
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nördlich und südlich der Stadt ausgebaut. Aber zunächst blieb es am Oberrhein ruhig. Erst mit
dem Beginn des Frankreichfeldzuges am 10. Mai 1940 bekam Müllheim den Krieg stärker zu
spüren. Am 28. Mai lagen das Bahnhofsgelände und der "Reggenhag" unter Beschuß
französischer Artillerie. Das wiederholte sich am 1. und 3. Juni, so daß die Zivilbevölkerung
in die Stadt zurückgeführt werden mußte. Auch die Unterstadt und die Kasernen wurden
beschossen, und es gab Tote und Verletzte. Aber bald nach dem Einzug deutscher Truppen in
Paris konnte man in Müllheim an die Beseitigung der Kriegsschäden gehen.

Nach der Deportation der jüdischen Bevölkerung im Juli 1940 nach Südfrankreich wurde
die israelitische Gemeinde Müllheim 1941 offiziell aufgelöst. Die Stadt erwarb die Synagoge
und den jüdischen Friedhof. Während die Synagoge wegen Baufälligkeit im Einvernehmen
mit dem Oberrat der Israeliten Badens 1968 abgebrochen wurde, wird der Friedhof auch heute
noch von der Stadt betreut.

Im weiteren Kriegsverlauf wurde auch in der Heimat das Leben immer schwerer. Häufige
Fliegeralarme und Einschränkungen in allen Lebensbereichen zermürbten die Menschen. Ein
letztes Aufbäumen in hoffnungsloser Lage waren die Schanzarbeiten, die im September 1944
zunächst bei Bantzenheim im Elsaß begannen, später auf Neuenburg, Auggen und Vögisheim
zurückgenommen wurden, war aber auch die Aufstellung und Einberufung des Volkssturmes
in den letzten Kriegsmonaten. Vom 22. bis zum 24. November 1944 lag Müllheim wieder unter
Artilleriebeschuß. Die Bevölkerung wurde evakuiert, kehrte aber bald zurück. Die Behördendienststellen
verließen Müllheim im März 1945. Ein Bombenangriff am 22. April zerstörte den
Bahnhof. Rückzugskampfhandlungen lenkten schließlich noch deutsches Artilleriefeuer in
die Stadt. Das war am 23. April. Am Abend dieses Tages erreichten französische Kolonialtruppen
Müllheim, und der stellvertretende Bürgermeister übergab die Stadt kampflos. Der Krieg
war zu Ende. 247 Gefallene. Vermißte und Ziviltote waren die traurige Bilanz einer gewissenlosen
Politik und Kriegsführung.

Harte Jahre des Neubeginns

Die folgenden Jahre waren nicht minder hart für die Bevölkerung. Demolierungen und
Plünderungen standen am Anfang der Besatzungszeit. Denunziationen und Verhaftungen
folgten. Wohnungen für Angehörige der Besatzungsmacht wurden beschlagnahmt. Heimatvertriebene
mußten untergebracht werden. Post- und Bahnbetrieb kamen nur zögernd wieder
in Gang. Die kritische Ernährungslage besserte sich nur langsam. Auf Lebensmittelkarten
erhielt der erw achsene "Normalverbraucher" 1947 ganze 682 Kalorien pro Tag.

Am 20. Juni 1948 verlor die Reichsmark ihre Gültigkeit. Mit 40 Deutschen Mark für jeden
Bürger konnte allmählich ein wirtschaftlicher Neuanfang gemacht werden. Nach Umbauar-
beiten im alten Militärlazarett wurde 1950 das Bezirkskrankenhaus wieder von Badenweiler
nach Müllheim verlegt. Mit der Erschließung von Baugelände in einigen Randgebieten der
Stadt setzte nach und nach auch die private Bautätigkeit wieder ein. Allein in den ersten
zwanzig Jahren nach dem Krieg wurden 453 Baugesuche genehmigt. 1954 öffnete das
"Elisabethenheim", eine Stiftung der Elisabeth Blankenborn, seine Pforten für alte Mitbürger
ohne Rücksicht auf soziale Stellung oder konfessionelle Bindung.

Ein Tag des Abschieds war der 21. Mai 1955. Der letzte Zug der Lokalbahn Müllheim-
Badenweiler durchfuhr blumengeschmückt die Stadt. Vorbei war*s mit dem "Bähnle".
Omnibusse übernahmen seine Aufgabe. Abschied nehmen mußte auch die Stadtverwaltung
vom alten Rathaus. Sie zog in das umgebaute ehemalige Gasthaus "zur Krone" am Marktplatz.

Starker Frost bis -24°C herrschte im Februar 1956. Die Reben und viele Obstbäume erfroren
in diesen Tagen. Am 1. Juli 1956 wurde die neue Sportplatzanlage eingeweiht und erhielt den

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