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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 65
(PDF, 34 MB)
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9315 von Anfang an bis hierher gehört haben mag,
falls er beständige Unterhaltung begehrt
und hilfreiches Glück:

Daß er dazu in dieser Gesellschaft (Welt) so bereitwilhg sei,
wie man es sich nur wünschen kann,
9320 weshalb er diese Dichtung
nicht durch Tadel herabsetze.
So wie ich Euch berichte,

wurde weder etwas weggelassen noch etwas hinzugefügt,

gerade so, wie ein Buch in französischer Sprache erzählt,
9325 das uns zuerst bekannt wurde,

als der König von England

gefangen wurde, wie es Gottes Wille war,

durch den Herzog Liupold,

und dieser ihm ein hohes Lösegeld auferlegte.
9330 Der gefangene König stellte ihm

als Geiseln edle Herren

aus fernen fremden Ländern,

sehr vornehm ihrer Abkunft nach,

Grafen, Freiherren und ihresgleichen.
9335 Diese befahl Kaiser Heinrich

zu sich in das deutsche Reich,

wie es ihn verlangte.

Hüc von Morville

hieß eine dieser Geiseln,
9340 in deren Besitz uns

das Buch von Lanzeletin französischer Sprache vor Augen kam.

Daraufhin drängte Ulrich von Zatzikhoven das Bitten

nahestehender Freunde dazu,

daß er die Mühe auf sich nahm,
9345 diese lange wunderbare Geschichte

ins Deutsche zu übersetzen,

wie er es vermochte,

um keines anderen Zieles willen, als daß er

umso höher stünde im Wohlwollen derVornehmen.

In diesen wenigen aufschlußreichen Versen, die sich im Epilog des Lanze/erfinden,
gibt Ulrich von Zatzikhoven Auskunft über die handschriftliche Vorlage seines Romans
, skizziert den Zeitraum der Entstehung seiner Übersetzung und nennt die weiteren
Umstände, die zur Abfassung seines Lanzelet geführt haben. Die zugrundeliegenden
Fakten sind seit dem Beginn der modernen Rezeption häufig und eingehend diskutiert
worden, so daß sich eine weitere Auswertung der zitierten Passage erübrigt:4) Ulrich
von Zatzikhoven verfaßte seinen Lanzeletin Form einer Übersetzung. Vorlage war
ein welschez buoch, das von Hüc von Morville nach Deutschland gebracht worden war
und möglicherweise über Vermittler in die Hand Ulrichs gelangte. Hüc von Morville
war eine der Geiseln, die Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) übergeben wurden, als Richard
Löwenherz (1189-1199) sich in seiner Gewalt befand. Der englische König war im
Jahre 1192 auf dem Rückweg vom Kreuzzug von Herzog Leopold von Österreich gefangengenommen
und bald darauf dem deutschen Kaiser ausgeliefert worden, der eine

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