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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 71
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0073
4. Ein weiteres "Zatzikhoven"

Der Überblick über die ältere Forschungsgeschichte zeigt deutlich, daß die Lokalisierung
der Heimat Ulrichs von Zatzikhoven zunächst auf einen Gedanken Karl Lachmanns
zurückgeht und zugleich eng verbunden ist mit dem urkundlichen Nachweis des gleichnamigen
Ortes imThurgau. Die späteren Untersuchungen zur Sprache des Dichters lehnen
sich letztlich an Lachmanns Vermutungen an."'

Bereits im Jahre 1898 oder wenig später hätten aber auch die Versuche Jakob Baech-
tolds. die Heimat des Dichters imThurgau zu suchen, einer kritischen Revision bedurft. In
diesem Jahr nämlich erschien das Topographische Wörterbuch des Großherzogtums Baden
" von Albert Krieger, eine Neuauflage des Werks wurde bereits in den Jahren 1904-1905
veranstaltet.36' Dieses umfangreiche und fundierte Sammelwerk verzeichnet unter dem
Stichwort "Zizingen" mehrere urkundliche Belege zu einem heute in der Gemarkung Auggen
(bei Neuenburg am Rhein) aufgegangenen Ort. der ebenso innerhalb der Grenzen des
alemannischen Sprachraums Hegt wie das thurgauische "Zatzikhoven und der mittelalterlichen
Schreibform nach gar nicht von diesem unterschieden werden kann. Daß dieses bisher
nicht beachtete Zizingen nicht immer nur ein "Weiler der Gemeinde Auggen""1'* gewesen
sein kann, beweisen urkundliche Zeugnisse, die bis ins späte 8. Jahrhundert zurückreichen
: Zezighowa wird, wenn der Auggener Lokalhistoriker Engelhard Buhrin als verläßlicher
Informant gelten darf, im Jahre 782 erstmals genannt/8' 799 sindWeinberge dort bezeugt
.19' Aus dem Jahre 820 dann ist eine Urkunde erhalten, die belegt, daß das Kloster
Sankt Gallen dort Besitz erlangte.40* Zwischen diesem Tauschvertrag und den nächsten erhaltenen
Zeugnissen liegen dann aber mehr als drei Jahrhunderte: Vielleicht erst um 1150
nämlich stoßen wir wiederum auf diesen Ort. nun in Verbindung mit den damaligen Herren
von Auggen und dem nahegelegenen Kloster Bürgeln, das von den milites von Auggen
Güter in Cicinchouin erwirbt.41' Möglichen*eise noch vor diesem Güterverkauf werden
im Jahre 1144 in Rom von Papst Lucius II. dem Benediktinerkloster Sankt Trudpert im
Münstertal seine Freiheiten und Besitzungen bestätigt, darunter Cecinchouen, das diesem
Kloster demnach wenigstens teilweise gehört haben muß.4:' Aus dem Jahre 1184 ist dann
nochmals ein Schutzbrief des päpstlichen Stuhles erhalten, der zeigt, daß der Besitz Sankt
Trudperts in Zizingen eine gewisse Kontinuität hatte.43)

Leider sind dies auch schon alle älteren urkundlichen Belege über Zizingen. Im Jahre
1215 wird der Ort ein weiteres Mal genannt, wiederum wird Zencinchouen zum Besitz des
Klosters gezählt.44' 1245 schließlich findet Zetzinkouen Erwähnung in einer Urkunde des
Papstes Innozenz IV4"' Erst um 1278/80 setzt eine weitere Reihe von Urkunden ein. die bis
ins 14. Jahrhundert reicht und später untersucht werden soll.

Lassen sich aber dennoch weiterreichende Schlüsse auf die Besitzverteilung und die in
diesem Ort ansässige Bevölkerung ziehen? Für mögliche Beziehungen zum Autor des Lanzelei
- falls Ulrich von Zatzikhoven diesem Ort. und nicht dem thurgauischen Zezikon entstammte
- sind vor allem die dortigen Lebens- und Herrschaftsverhältnisse im ausgehenden
12. Jahrhundert interessant, die aufgrund mangelnder urkundlicher Belege erschlossen
werden müssen.

5. Das Kloster Sankt Trudpert,
die Herren von Staufen und die Herzöge von Zähringen

Die besitz- und verwaltungsrechtliche Struktur des Ortes Zizingen läßt sich mangels urkundlicher
Belege nur umrißhaft nachzeichnen: Im ausgehenden 12. Jahrhundert gehört
wenigstens ein Teil der Gemarkung dem nahegelegenen Kloster Sankt Trudpert im Mün-

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