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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 85
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0087
»Ein lärmender Pöbel machte mein Pferd scheu«

Die Französische Revolution im Elsaß in Schilderungen ausländischer Schriftsteller

Michael Tocha

Alle Welt blickt in diesem Jahr 1989 auf Paris, den Schauplatz der Großen Revolution
vor zweihundert Jahren und aus diesem Anlaß zur Zeit die "Kulturstadt Europa". Was
die Revolution betrifft, so ist die herausragende Rolle von Paris ganz unbestreitbar.
Dennoch erscheint es geboten, die zentralistische Sichtweise gelegentlich durch eine
Prise Regionalismus aufzulockern: Schließlich sind die revolutionären Veränderungen
doch das Werk einer ganzen Nation gewesen, und daher sind auch andere als die hauptstädtischen
Triebkräfte und Schauplätze von Belang. Gerade aus unserer Sicht, von der
Südwestecke Deutschlands aus. liegt es nahe, die interessierte Anteilnahme an der historischen
Erinnerung der Franzosen einmal nicht auf Paris auszurichten, sondern das
Elsaß. Straßburg zumal, genauer zu betrachten. Immerhin sind unsere Nachbarn am
Oberrhein in jener Epoche der Revolution und Napoleons innerlich Franzosen geworden
, haben sich neuenTraditionen und einer anderen politischen Kultur zugewandt und
sich damit von uns entfernt. Der Rhein ist in dieser Zeit eine richtige Grenze geworden
und wird das auf der Ebene von Kultur und Mentalität noch lange bleiben, auch wenn
1992 die Schlagbäume abgebaut werden. Die seitherigen Mißverständnisse zwischen
Deutschen und Elsässern - 1814. 1870,1940 - haben hier ihre Voraussetzung: dagegen
kommt auch die Beschwörung einer großalemannischen Gemeinsamkeit nicht an. So
besteht gerade in diesem Jahr Anlaß, sich die geschichtlichen Prägungen unserer Nachbarn
erneut vor Augen zu führen.

Dafür stehen uns nun allerdings vielfältige Zugangsmöglichkeiten offen. Wir können
uns das revolutionäre Geschehen als solches vergegenwärtigen, aus der Vogelperspektive
des Historikers. Wie können die Stimmungen derTeilnehmer und Betroffenen anhand
ihrer eigenen Aufzeichnungen nachvollziehen. Wir können aber auch die Perspektive
des von außen zuschauenden, nicht dazugehörenden, aber interessierten Beobachters
, die ja die unsere ist. gleichsam in die Geschichte hinein zurückverlegen. Material
dafür steht reichlich zur Verfügung. Das Elsaß ist im Laufe seiner neueren Geschichte
immer wieder auch von auswärtigen Schriftstellern besucht und beschrieben worden,
angefangen bei dem Franzosen Lazare de La Salle, der 1674 als königlicher Beamter in
den Sundgau kam und uns eine höchst anschauliche Schilderung des vom Krieg heimgesuchten
Landes hinterlassen hat. bis zu der DDR-Deutschen Barbara Honigmann, die
in unserenTagen nach Straßburg gezogen ist und uns einen Einblick in die fremde Welt
desThora-Judentums dort gibt. Dazwischen sind, neben anderen, für das 18. Jahrhundert
bis zur Revolution Voltaire. Boswell. Goethe. Jung-Stilling und Alfieri zu nennen,
für das 19. Jahrhundert Görres. Büchner, Victor Hugo und Fontane, für das 20. Jahrhundert
Döblin. Hemingway. Stefan Zweig. Sartre. Reinhold Schneider und Wölfgang
Koeppen. Im Rang dieser Namen und in ihrer Vielzahl kommt gewiß auch etwas vom
europäischen Interesse am Elsaß, von der internationalen Bedeutung dieser Landschaft
im Lauf der letzten dreihundert Jahre zum Ausdruck. Die Berichte häufen und
verdichten sich in bestimmten Krisenzeiten, so im Zeitalter der Französischen Revolution
und dann wieder in der Reichslandzeit. Es wäre gewiß reizvoll, all diese Texte einmal
aneinanderzureihen: so entstünde eine lebensvolle, am Blickwinkel der Miterle-

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