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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 153
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0155
Der alte Keller

Schon zwei Jahre später teilten am 24. August 1718 Landvogt Leutrum und Burgvogt
Stenglin dem Fürsten mit. "uff dem Schloß Rötteln" sei das Kelterhaus ganz baufällig. Der
herrschaftliche Baumeister Bürtschin habe den bedrohlichen Zustand besichtigt.8'Am 6.
Februar 1719 kamen Leutrum und Stenglin auf die Angelegenheit zurück, doch diesmal
sprachen die beiden Beamten vom alten Keller und dem Küferhaus.91 Auch in der Antwort
der markgräflichen Regierung vom 18. Februar 1719 heißt es der "alte Keller samt dem
Kieffer Hauß".I0) So ist offenbar der sogenannte "Alte Bau" in der Oberburg mit dem
Weinkeller gemeint, und in diesem Gebäude befand sich demnach die Unterkunft eines
oder mehrerer Küfer.

Schon in ihrer ersten Eingabe hatten Leutrum und Stenglin als Zweck des baufälligen
Hauses angegeben, darin werde "zugleich der Zehenden- und anderer Wein vor gnädigste
Herrschaft verwahrt".11' Es wurde also tatsächlich immer noch Wein auf Rötteln gelagert,
und zwar der als Zehnten erhobene Rebensaft, daneben vielleicht der als Naturalabgabe
eingezogene Ertragsanteil von ausgegebenen Weinbergen, außerdem sogenannter "Steuerwein
"1"' und schließlich der Ertrag der herrschaftlichen Rebgüter.

Die beiden Beamten hatten als erste Sicherungsmaßnahme bis zum Februar 1719 den offenbar
ziegelgedeckten Dachstuhl teils im Tagelohn und teils mit Hilfe von Handfröhnern
der Umgebung abdecken lassen.1"1' Nun reichte man die Überschläge für die Reparatur
ein. Aus diesen Bauplänen ergibt sich zunächst, daß man auch eine Brücke abgebaut
hatte, und zwar die. "allwo man den Herbst von den Reben einführt." Mit anderen Worten
: Es wurden üblicherweise geerntete Trauben in die Ruine gefahren. Der ganzen Anlage
nach gelangten die Erntewagen erst in die Vorburg. Ob aber das untere oder das obere
Tor der Vorburg benutzt wurde, geben die Akten nicht zu erkennen. Doch nach der hergebrachten
Auffassung der Literatur müßte es das obere Tor gewesen sein. Unter Verwendung
von zwei Baumstämmen sollte die Brücke erneuert und frisch eingebaut werden.
Daraus kann man nicht entnehmen, ob noch an eine Zugbrücke oder nur an eine fest verankerte
Holzbrücke gedacht war.

Sodann sahen die Baupläne für das Kellereigebäude vor. an einer Ecke den Steinverband
bis zu einer Höhe von rund 1 Meter und bis zu einer Breite von rund 2 Metern ganz
herauszureißen und neu einzusetzen. Außerdem sollten vermauert werden: mehrere Mauerlücken
, vier "abgefaulte Löcher" in den Giebeln und die Löcher, in denen die Dachpfet-
ten steckten. Schließlich war das Dach neu zu decken, überwiegend mit Ziegeln, doch
auch von Schindeln ist die Rede.14'

Am 18. Februar 1719 gab Karlsruhe den Auftrag, alsbald mit den Arbeiten zu beginnen,
doch sollten, wie es eigens hieß, die Materialien möglichst billig besorgt werden.1"' So müssen
wir damit rechnen, daß der Alte Bau vollständig instandgesetzt wurde und weiter als
Keller und Küferhaus diente. Jedenfalls gehörten Kellerbedienstete und Pfleger für die
Weinfässer zum ständigen Unterhalt des herrschaftUchenWeinlagers. (Beispielsweise als
"Besoldungswein" wurde das Lagergut auch wieder ausgegeben.)

Zwei Trotten

Was geschah mit dem eingebrachten Herbst, also den Weintrauben? Wir haben Nachrichten
von zwei Trotten, in denen Wein gekeltert wurde. Einmal gab es die "Zehendtrot-
ten zu Rötteln". die der Geistüchen Verwaltung unterstand.16' Immer wieder ließen die jeweiligen
Geistlichen Verwalter Hilferufe wegen bedenklicher Schäden an ihrerTrotte nach
Karlsruhe erschallen. 1722 bestand die Zehnttrotte aus (Eichen-) Holz,17' 1733 erhielt sie
eine steinerne Unterlage,18* 1772 ergibt sich, daß die Trotte Ziegelmauern hat. der Dach-

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