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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 156
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0158
In der Burgruine standen aber offensichtlich Tätigkeiten im Mittelpunkt, welche die
Herstellung und Lagerung von Wein bezweckten. Die herrschaftlicheTrotte. die sich aller
Wahrscheinlichkeit nach in der Vorburg befand, bestand aus Holz und war sehr reparaturanfällig
. Sie reichte recht nahe an die Reste mehrerer Steinhäuser heran. Die
Trotte verarbeitete möglicherweise noch die Trauben von Zinsgütern, sicher aber den
Ertrag von Eigengütern der Herrschaft sowie die "Steuerwein" genannte Abgabe. In
dem Schopf stand natürlich die Weinpresse, außerdem ist Raum zum Aufstellen von
Fässern anzunehmen, in denen der Most vergären konnte. Zum Reimgen dieser Fässer
(wie auch der endgültigen Weinfässer) diente das Wasser aus einem Brunnen an der
westlichen Halde. Während des Gärungsvorganges hielten vermutlich mehrere
Knechte Wache, darunter gewiß der herrschaftliche Rebknecht. Wenigstens kurzfristig
erschien hier wohl ebenfalls der Herbstinspektor.

Die als Zehnt erhobenen Trauben gelangten dagegen in die Zehnttrotte nahe der
Pfarrkirche Rötteln. Die Weine aus beiden Keltern wurden im alten Keller der Oberburg
eingelagert. Das ganze Kellergebäude, der 'Alte Bau", ist 1719 grundlegend neu
instandgesetzt worden, so daß das Gebäude demnach weiter seine Aufgaben erfüllt haben
wird. Da es auch ein Küferhaus umfaßte, dürfte wenigstens ein Teil des für die
Pflege der Fässer und der Weine nötigen Personals als Kellerküfer im "Alten Bau" gewohnt
haben. Daß Fässer auf der Burg hergestellt wurden, wird dagegen in den Akten
nicht gesagt und erscheint auch als wenig wahrscheinlich.

Ebensowenig erwähnen die Akten noch Torhüter, doch trotzdem wird man ihre Existenz
nicht völlig ausschließen können.

Die für die Weinwirtschaft erforderlichen Gebäude und Einrichtungen ließ die Verwaltung
instandhalten, und bei fortgeschrittenem Verfall scheute man auch größere Reparaturen
nicht. Dadurch kamen für kürzere oder längere Zeit Maurer und Zimmerleute
mit ihren Gehilfen in die Burg. Einzelne gefährliche Mauern in oder außerhalb
der Ruine war die Verwaltung bereit, abreißen zu lassen.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zog die Verwaltung sich teilweise vom Eigenbesitz
und dem direkten Wirtschaften zurück. Man achtete dabei darauf, auch einen
Verkaufserlös zu erzielen.^'Wurden Mauern abgetragen, so dachte man regelmäßig an
die Wiedervemendung der anfallenen Steine.41'

Im ganzen gibt es Anzeichen dafür, daß die Ruine im Denken der Oberbeamten einen
Denkmalswert besaß. Vermutlich setzte man dieselbe Auffassung auch bei der
fürstlichen Regierung in Karlsruhe und beim Markgrafen selber voraus.

Gegen Ende des Jahrhunderts, genauer im Jahre 1786, wünschte ein junger Kärntner
, ein Dichter möge das Wiesental besingen. Besonders eingeprägt hatte sich diesem
Reisenden, wie das Tal. wenn man von Schopfheim her kommt, begrenzt wird von
"Schloß Rötteln. welches auf einem fruchtbaren Rebberge hegt, und dessen beträchtliche
Ruinen von seinem vormaligen Umfange und Ansehen zeugen".42' Hier werden
noch der fruchtbare Weinberg und die beträchtlichen Ruinen hervorgehoben. Johann
Peter Hebel, der Dichter des Wiesentals, sprach dagegen 1803 selbst zur Wiese:
"Siehsch dort vorne 's Röttier Schloß - verfalleni Mure?"43)

Dabei steht schon der Verfall im Vordergrund. Derselbe Hebel sollte dann in der
"Vergänglichkeit", dem "Gespräch auf der Straße nach Basel zwischen Steinen und
Brombach, in der Nacht" den Bueb über das Röttier Schloß sagen lassen:
"Stohts denn nit dort, so schuderig. wie derTod?"

Und noch nach dem letzten Weltbrand sieht der Ätti ein verkohltes Röttier Schloß
voraus.44' Die alten Mauern wurden so zum Symbol der Vergänglichkeit und desTodes
gesteigert.

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