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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 184
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0186
Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
auf Studienfahrt an den Neuenburger See

Auf großes Interesse stieß die fünfte Studienfahrt der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
unter Leitung von Dr. Erhard Richter. Grenzach-Wyhlen. Über achtzig Teilnehmer aus der
ganzen Region unternahmen gemeinsam die Fahrt in die Nordwest- und Westschvveiz mit ihrer
reizvollen Landschaft und den vielen Sehenswürdigkeiten um den Neuenburger See. Beim
Rundgang durch die malerische Altstadt von Neuchätel bot sich den Teilnehmern auf dem
Schloßhügel eine bemerkenswerte Gruppe historischer Gebäude, wie das Schloß, die Kolle-
giatskirche Notre-Dame mit einem schönen Kreuzgang und das Kollegiatsstift.

Neuchätel kam nach dem Aussterben der Grafen von Neuenburg im Jahre 1373 nacheinander
an die Grafen von Freiburg im Breisgau. an die Hochberger und an das Haus Orleans-
Longueville. 1707 übergeben die Neuenburger ihr Fürstentum dem König von Preußen, der es
1806 an Napoleon abtreten mußte. 1814 wird Neuchätel 21. Kanton der Eidgenossenschaft,
bleibt aber gleichzeitig noch preußisches Fürstentum. 1848 löst sich der Kanton dann von der
Bindung an Preußen und gibt sich eine neue Verfassung.

Weiter führte die Fahrt vorbei an den Rebhängen und Dörfern entlang des Sees mit seinen
vielen Segelbooten. Nur in der Literatur Bewanderte dürften den römischen Steinbruch La
Lance bei Concise kennen. In dem verwitterten Jurakalkstein sind noch heute die Abbaustufen,
die Schrotgräben und Keillöcher sichtbar. Die Kalksteine des römischen Steinbruchs wurden
auf Rollen zum See transportiert und mit Schiffen ans andere Ufer gebracht. Mit diesen
Kalksteinen wurde Av enticum, das heutige Avenches. erbaut, und auch auf dem Großen St.
Bernhard hat man noch Meilensteine von Concise gefunden.

Nach der Mittagspause in Yverdon besuchte die Gruppe die kostbaren Mosaiken von
Bosceaz bei Orbe. "Es wird immer schöner." hörte man eine Teilnehmerin beim Anblick dieses
Mosaik-Komplexes sagen. Diese Mosaikböden schmückten die Aufenthaltsräume eines
Herrschaftshauses des weitläufigen römischen Gutshofes aus dem 1.-4. Jahrhundert nach
Christus. In vier Pavillons sind die sechs noch erhaltenen Mosaikböden zu sehen. Sie zeigen
geometrische Motive, ein rechteckiges Labyrinth, ein Göttermosaik mit Bildfeldern verschiedener
Gottheiten, von einem Fries mit Tieren eingefaßt, und eine ländliche Szene mit der
Darstellung eines vierrädrigen, von zwei Ochsen gezogenen Karrens. Wer würde solche
Kostbarkeiten nur einige Autostunden von uns entfernt vermuten?

Auf eine weitere Seltenheit trafen wir in Ursins bei Yverdon. Hier befindet sich eine der
frühesten christlichen Kirchen der Schweiz in einem gallo-römischen Umgangstempel. Unter
dem Kirchenboden ist sogar noch der Cellaboden des keltisch-römischen Tempels aus dem 2.
Jahrhundert begehbar.

Cäsar berichtet im "Gallischen Krieg" von zwölf keltischen Oppida im schweizerischen
Mittelland. Neben Basel. Bern und Altenburg-Rheinau befand sich auch bei Sermuz in der
Nähe von Yverdon eine dieser stadtähnlichen Siedlungen. Von einem sechs Meter hohen
keltischen Wall kann man den Bereich dieser ehemaligen keltischen Siedlung überblicken.

War lange Zeit die besichtigte Menhir-Gruppe von Corcelles die einzige in der Schweiz, so
konnten die Exkursionsteilnehmer auch noch den zweiten steinzeitlichen Kultplatz bei
Yverdon-les-Bains kennenlernen, die Menhire von Clendy. Gegen 850 vor Christus war die
ganze Anlage durch die Erosionskraft des Sees umgelegt worden. Die bis zu fünf Tonnen
schweren, menschenförmig zugehauenen Blöcke ließ die Gemeinde erst 1986 wieder aufstellen
. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts vor Christus hatten die Bewohner der Uferdörfer von
Clendy und Champ-Pittet die Blöcke von den eiszeitlichen Moränen hierher geschleppt und

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