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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 12
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0014
Die Schulreform Anfang der 70er Jahre hatte die Schließung mehrerer Dorfschulen in der
Umgebung zur Folge. Aus der ehemaligen Volksschule entstand im Zuge dieser Maßnahmen
eine zweistufige Grund- und Hauptschule als Zentralschule für die nähere Umgebung. Die
Schulraumnot erforderte wiederum einen Neubau, der in unmittelbarer Nähe der Realschule
in Fertigbauweise erstellt wurde. Die einstige Volksschule beherbergt heute die Grundschule
und die Johann Faller-Schule für Lernbehinderte.

Bereits 1921 wurde der seinerzeitigen Gewerbeschule auch eine Handelsschule angegliedert
, die sich später im leerstehenden evangelischen Waisenhaus etablierte. Nach Renovierung
und Modernisierung der Räumlichkeiten durch den Landkreis Lörrach ist heute dort
eine Sprachheilschule untergebracht. Als Grundschulen auf dem Lande existieren hoffentlich
noch recht lange die Schulen in Atzenbach und Gresgen.

Wirtschaftliche Entwicklung

Während bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die Talbewohner sich fast ausschließlich von
der Landwirtschaft ernährten, begann unter dem Einfluß der Schweiz, etwa um 1685. eine
Hausindustrie im sogenannten Todtnauer Tale, als Arbeitskräfte in der Schweiz mangelten
und das nahe Grenzgebiet dafür preisgünstigen Ausgleich bot. Das Kaiserhaus in Wien
unterstützte diese Entwicklung nachhaltig. Zuerst Josua Andreas Kilian aus Waldshut und
wenig später der Zeller Vogt Meinrad Montfort traten als sogenannte Verleger auf. Letzterer
beschäftigte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zu 2.000 Handweber und Handspinner.
Auch betrieb er Bleichen in Zell und Staufen. Montfort legte damit den Grundstein für eine
später blühende Textilindustrie in Zell, die in jüngster Zeit jedoch restlos zum Erliegen kam.
Im wesentlichen waren es die Unternehmen Burlington Schappe GmbH, die Spinnerei
Feßmann und Hecker sowie die Spinnereien und Webereien ZELL-SCHÖNAU AG. Die
Entwicklung der beiden letztgenannten Unternehmen von der Gründung bis zum Jahre 1889
ist im Beitrag "Die Zeller Textilindustrie in der Gründerzeit" von Pirmin Rottler nachzulesen
.

Die heutige Spinnerei und Weberei ZELL-SCHÖNAU AG ging damals unter dem Namen
Mech. Weberei Zell in den Besitz des Bankhauses Mez in Freiburg über. Eine stetige
Entwicklung bis zum Ende der 60er Jahre dieses Jahrhunderts war die Folge. 1908
vernichtete ein Großbrand wesentliche Teile des Unternehmens, das jedoch bald danach in
neuen Gebäuden qualitativ hochwertige Gewebe, vor allem Damaste, produzierte. Mit
mehreren Filialunternehmen in der näheren Umgebung beschäftigte man bis zu 2.400
Arbeitskräfte und bezeichnete sich als die größte Damastweberei in der Bundesrepublik
Deutschland.

Besitzerwechsel und weltwirtschaftliche Entwicklungen ließen das Unternehmen schrumpfen
. Der Zeller Betrieb wurde 1991 stillgelegt und von der Stadt Zell erworben.

Die Spinnerei Feßmann und Hecker, ursprünglich von Peter Köchlin 1819 als Handweberei
gegründet, später als Baumwollspinnerei betrieben, wurde 1883 von Gottfried Feßmann
und Theodor Hecker erworben. Brandkatastrophen von 1867 und 1907 schränkten die
Entwicklung nur wenig ein. Ein 1903 errichteter 3-geschossiger Hochbau prägt noch heute
das Gesicht des Unternehmens. Der Niedergang der Textilindustrie in Mitteleuropa, von der
Unternehmungsleitung rechtzeitig erkannt, bewirkte 1967 die Stillegung der Spinnerei.
Bereits kurz zuvor begann eine Umstrukturierung auf die Produktion chemisch-technischer
Erzeugnisse. Der Hochbau beherbergt heute ein Warenlager. Außerdem sind die Firma
Zellplastic, die Gesellschaft für Metallformtechnik und ein Tee-Abfüllbetrieb im Betriebsareal
der heute noch existierenden Firma Feßmann und Hecker untergebracht.

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