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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 115
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0117
Das Abholen der Gäste, das Zusammenstellen der Paare, die in genau
bestimmter Reihenfolge hinter dem Hochzeitspaar in die Kirche einzuziehen
hatten, die Tischordnung am nachherigen Festmahle, dies alles hatte
tagelanger, sorgfältiger Überlegung gebraucht und war die Sache des
Hofmeisters gewesen. Die Eingeladenen selbst hatten sich auch auf ihre
Weise für den festlichen Tag vorzubereiten. Damen und Herren erschienen
in Balltoilette und Hut. Besonders sorgfältig mußten die verschiedenen
Trinkgelder gerichtet werden: zwei Franken für die Chaise, die den Gast ins
Brauthaus abholte: drei Franken für die Chaise hin und zurück in die Kirche:
einen Franken in den Opferstock, denn nach jeder Hochzeitspredigt ermahnte
der Pfarrer, der Bedürftigen und Armen nicht zu vergessen; einen Franken
als Trinkgeld der Serviererin oder Garderobenfrau am Ort des Hochzeitsfestes
. Vor dem Kirchgang steckte der Hofmeister jedem der Kutscher der
Privatwagen des Hochzeitszuges zehn Franken Trinkgeld in die Hand.

Im stillen wurde über den Trinkgeldzwang wohl gestöhnt, aber niemand
wagte, ihn anzugreifen oder abzuschaffen.

Für die eleganteste Hochzeit war bei den Baslern die St. Jakobskirche in
ihrer schmucklosen Einfachheit die beliebteste; dort konnten sich des
beschränkten Raumes wegen auch nicht so viele Neugierige einfinden,
was dem reservierten Baslergeist zusagte.

Arm in Arm zog das Hochzeitspaar unter Orgelklang in die Kirche ein;
bei der vordersten Bank aber mußte es sich trennen: zwischen den Müttern
saß die Braut, zwischen den Vätern der Bräutigam. Zur eigentlichen
Trauung traten sie wohl gemeinsam vor den Altar, aber während des
Schlusses der kirchlichen Zeremonie mußten sie sich wieder getrennt an die
vorherigen Plätze begeben. Diese Sitte hat bei Ortsfremden immer großes
Erstaunen erregt.

Endlich vereint, for better and for worse, bestiegen sie nach der Trauung
den Wagen, und fort ging es in langer Wagenreihe dem Sommercasino zu,
in welchem die meisten Hochzeiten abgehalten wurden, wenn nicht das
elterliche oder großelterliche Haus zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt
worden war. Dort angekommen, half eine alte Serviererin der jungen Frau
aus dem Wagen und begrüßte sie als erste mit dem Namen des Ehemannes.
Dieses Vorrecht gehörte der Frau Jochen, und sie ließ es sich nie nehmen.

Ein Basler Hochzeitsessen mutete dem Eß-und Trinkvermögen der Gäste
allerhand zu; es wurde aber oft durch Trinkreden unterbrochen, die nach
genau bestimmter Reihenfolge gehalten werden mußten. Zwischenhinein
wurde ein Eissorbet serviert. Eine eingeschaltete Pause wurde meistens
durch Aufführungen der Freundinnen und Geschwister ausgefüllt. Den
Clou bildete aber bei jeder Hochzeit der "Schnitzelbank" der Freunde, der
in beißendem Basler Witz allerhand Lächerliches und Komisches aus dem
Leben der jungen Eheleute zum Besten gab. Meist saßen diese etwas
bänglich da, man wußte nie, wie weit die Satyre gehen konnte!

Zum Schluß eines Hochzeitsessens gehörte der "B'haltis", eine uralte
Sitte, die aber nicht nur das Entzücken der Jugend, sondern auch der
Erwachsenen bildete: weiße Papiersäcke mit goldenen Initialen wurden
verteilt, und mit Windeseile mit dem Inhalt der unzähligen Konfektschalen
auf dem Tisch gefüllt. Die nunmehr prall gefüllten Papiersäcke wurden


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