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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 170
(PDF, 31 MB)
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Wilhelm F. Franke, der Vater, stammte aus dem Kreis Leobschütz in Oberschlesien, dereinst
dem schlesischen Herzogtum Jägerndorf angehörte. Die Mutter, Ida Barbara geb. Hanser. kam
aus Wolfenweiler im Markgräflerland. Es dürfte wie beim Altmeister Goethe gewesen sein:
Vom Vater "des Lebens ernstes Führen", von der Mutter "die Lust zum Fabulieren". Dafür
spricht auch, daß eine Cousine aus Wolfenweiler, Liesel Meier-Küchlin, in der Nachfolge
Hebels mit "Alemannischen Gedichten" hervorgetreten ist. - Walter Franke wurde zwar in
Freiburg geboren, am 6.9.1908, wuchs aber in Neu-Breisach auf, wo sein Vater als Postinspektor
tätig war. Die linksrheinische Wegstrecke in seinem Leben dauerte zehn Jahre. Im
Spätherbst 1918, nach dem Waffenstillstand, wurden reichsdeutsche Beamte aus dem Elsaß
ausgewiesen. Auch der Postoberinspektor Wilhelm Franke war darunter. Für den zehnjährigen
Sohn Walter war es ein tiefer, schmerzlicher Lebenseinschnitt. Er verlor in der Festungsstadt
Vaubans die Stätten und Spielgefährten seiner Kindheit. Geschichte, Landschaft und Kultur
des Elsaß beschäftigten Walter Franke dann lebenslang, den Pädagogen wie den Schriftsteller.
Seine Schüler im zweiten Nachkriegsschuljahr 1946/1947 am Freiburger "Rotteck" hörten von
ihm erstmals Gedichte des Colmarer Expressionisten und Literarhistorikers Ernst Stadler und
die Lazarett-Erzählung "Die Pfeiferstube" des Straßburgers Paul Alverdes. Auch Frankes
eigene Lyrik und Prosa galt mehrfach dem Land seiner Kindheit:

ELSASS

Land begnadeter Stille, Land des Streits und der Stürme.
Tausend Jahre haben dein Angesicht schmerzlich gebaut.
Ebne erglänzt braunäugig, saatenhell. Hoch ragen stolz-
häuptige Türme.

Fem im silbrigen Dunst hinschwingend Gebirge erblaut.
Über die Rebenhügel klettern in fröhlichem Zuge die
alten Nester.

Breitbrüstig das Wirtshaus. Spruch und Wappen im
Giebel.Fromm knien Kapellen

Im Waldesschatten, efeuumrankt. Die alten Nußbäume
schwellen

Breit übers Dach. Ursage raunt. Ahnen ruhn in vergessenen
Grüften.

Sommerlang schwelgt der Mond im Wälderblau und
Holunders betäubenden Düften.

Aber drunten im Rheintal prangt den traulichen Städten
die stolze Schwester.

Mit Mauern, Türmen und Brunnenplätzen unter grünschattenden
Bäumen.

Feierlich steigt übers Dächergewirr Erwins gepriesener Dom.
Und vor den Toren, schäumend, mit grünsilbernen Zäumen.
Zieht in die Ebene der große, der heilige Strom.
In der Abende Purpurröte tönt aller Glocken erzener Mund
Feierschön über Städte und Weiler hin weit nach Burgund
Und hinauf an des Wasgaus grünwölbigen Wälderstufen
.-

Nächtens liege ich bang und wach und hör' es gewaltig
rufen.

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