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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 43
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0045
Ein Gotteshaus im Wandel der Zeit
Die Pfarrkirche St. Martin zu Wehr

Katharina Valenta*

Ob vom Hotzenwald oder über den Dinkelberg auf Wehr zukommend, der markante Bau
unserer Pfarrkirche St. Martin ist weithin sichtbar. Lange bevor die Stadt erreicht ist, fühlt
man sich von ihrem hoch aufragenden Glockenturm herzlich willkommen geheißen.
Vortrefflich wurde die Lage der Kirche gewählt: Wunderschön ist sie mit dem Friedhof auf
dem Kirchbühl gelegen, einem Hügel, der sich zwischen die sich hier vereinigenden Täler
der Wehra und der Hasel vorschiebt.

Wohl schon seit frühester christlicher Zeit stand an diesem Platz ein Gotteshaus, sicher
jedoch seit Bestehen der Pfarrei im 8. oder 9. Jahrhundert. Diese Annahme wird zudem von
der Tatsache gestützt, daß der Hl. Martin von Tours Patron der Kirche ist1'. Erwähnt ist sie
erstmals in der Schenkungsurkunde von 1256. durch die Walther von Klingen das Patronat
über die Kirche dem von ihm gestifteten Kloster Klingental übertrug. Dies und die 1262
erfolgte Übertragung aller Pfarr-Rechte und Pflichten der Pfarrei Wehr auf das Kloster
sollten sich als schicksalhaft für die Zukunft der Kirche erweisen. Klingental hatte nun die
Obhut über das Gotteshaus und nahm seitdem wesentlichen Anteil an seiner Bau- und
Unterhaltungspflicht. Mit der Übersiedlung der Klosterfrauen nach Basel (1274) wurden
auch diese Rechte und Pflichten überführt. So geriet die Pfarrei Wehr in finanzielle
Abhängigkeit des glücklicherweise finanzkräftigen Basel. Bis in das 19. Jahrhundert sollte
die Rheinstadt neben der Gemeinde und der Herrschaft Schönau baupflichtig für Kirche und
Pfarrhaus in Wehr bleiben. Wie nun genau die erste Kirche aussah, die 1539 abbrannte, ist
nicht bekannt. Fridolin Jehle vermutet einen "einfachen rechteckigen Saalbau mit oder ohne
Chorapsis"2. Die zweite Kirche wurde an derselben Stelle, möglicherweise in Ost-West-
Richtung erbaut. Von diesem w ohl etwas größeren, einschiffigen Bau im Stil der Spätgotik
ist heute noch der Turm in seinen unteren Geschossen erhalten. 1777 kam es aufgrund der
Größe und Baufälligkeit und nicht zuletzt auch wegen des Wunsches nach einem zeitgemäßen
barocken Gebäude zu einem vollständigen Neubau. Einzig der Turm blieb -in Barock
umgebaut- bestehen. Um eine attraktivere Fassadenansicht zu erhalten, errichtete man zu
seinen Seiten die für die Fassadengestaltung bis jetzt charakteristischen Turmkapellen. Von
dieser dritten Kirche stammt auch das heutige Mittelschiff bis zum alten Chorbogen. Lange
hatten die Wehrer an der neuen Kirche jedoch keine Freude: Die Herrschaft Schönau, der die
Bauaufsicht oblag, hatte nicht hören wollen und ihren Willen in Gestalt eines französischen
Mansard-Daches durchgesetzt. Wegen dieser totalen Fehlkonstruktion drohte die Kirche
bereits 1797 einzustürzen. Basel tadelte gehörig, gab dann aber doch 1805 grünes Licht und
Geld für den notwendigen Umbau, bei dem die Seitenwände versetzt und die beiden Säulenreihen
eingezogen wurden. So entstand ein dreigeteilter, breiterer Kirchenraum. Doch er sollte
noch größer werden! In den Jahren 1908-10 faßte man den Chor völlig neu und zog zwischen
ihm und dem Langhaus ein Querschiff mit Vierungskuppel ein. Aus dieser Zeit stammen auch
der Hochaltar und die Seitenaltäre in barocker Manier. 1932-36 wurde eine gründliche
Renovation und teilweise Umgestaltung des Innenraumes vorgenommen. Der damalige
Pfarrer Stephan Wildemann beschrieb dies als kompliziertes Unterfangen: "Einige Stillosig-
keiten konnten aus finanziellen und anderen Gründen nicht beseitigt werden. - Die Kirche, ob
man das Alte für sich oder das Neue für sich oder beides zusammen nimmt, hat keine reine
Stilart. Sie ist nicht Renaissance, ist nicht Barock, einiger Formen wegen kann man sie Empire
nennen, man kann sie, wie es so oft geschieht, dem Klassizismus zuschreiben"'.

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