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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 132
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0134
Hundert Jahre Evangelische Stadtkirche Schopfheim
- einige Gedanken zum Bau und dessen Geschichte

Bernhard Bischoff

Anfang des Jahres 1892, am 28. Januar, erschien in einer Tagespresse am Bodensee, in der
"Konstanzer Zeitung", ein Artikel mit der Überschrift "Vom badischen Oberrhein". Dieser
Text befaßt sich teilweise sehr kritisch mit dem noch nicht ganz fertiggestellten Bau der
Evangelischen Stadtkirche in Schopfheim. Der Verfasser -cd- ist nicht bekannt. Einige
Passagen daraus sind ganz besonders interessant:

"Das in regelmäßigen Zeitabschnitten wiederholte Lob des nup bald vollendet dastehenden
Bauwerks lockte auch uns zu einem Umweg über die strategische Bahnlinie, welcher die
Stadt Schopfheim den Anschluß an die Hauptverkehrsstraßen verdankt. Wie sehr aber wurde
unsere Erwartung beim Anblick des Kirchenbaus getäuscht! Was mußten wir sehen? Statt
eines formvollendeten Musterbaus gotischen Stils, wie er sich bei den gegebenen baulichen
Verhältnissen und Mitteln hätte gestalten müssen, ein sowohl im Ganzen, wie in den
Einzelheiten verfehltes Werk, dessen Formgebung am Maaßwerke der Fenster, an Portalen,
Gesimsen und Dachbildungen, kurz an allen jenen Teilen, welche für die gotische Bauweise
so karakteristisch sind, eine Unkenntnis des Stils zur Schau stellen, welche die schwersten
Bedenken gegen den Urheber des Plans, wie gegen die Bauverwaltung wachrufen müssen.
- Man braucht nicht Architekt zu sein, um die ungeschickten Formen und Verhältnisse des
Bauwerks zu empfinden. Welches Gefühl der Beschämung muß aber den fein angelegten
Künstler überkommen beim Anblick solch stilwidriger Mißgestaltungen!" (...) "Es drängen
sich unwillkürlich die Fragen auf, wie war es möglich, daß zu einem solch bedeutenden, vom
Staate ausgeführten Bauwesen, ein Mann bestellt wurde, dessen Unfähigkeit in diesem Stile
zu bauen auf eine so lapidare Weise zum Ausdruck kommt? Welche früheren Werke hatten
den Mann zu solchen Aufgaben geeignet erscheinen lassen?"

Sowohl das ortsansässige Markgräfler Tagblatt als auch der betroffene Architekt reagieren
berichtigend, letzterer in einem durch dieselbe Zeitung veröffentlichten Schreiben vom 3.
Februar 1892. Er meint, daß ihm durch diese "Preßbengelei" der Humor nicht verdorben sei,
daß, mit Marc Aurel, "ein Kunstwerk nicht schöner ist, wenn es gelobt, aber auch nicht
schlechter, wenn es getadelt wird". Ganz abwiegeln aber kann der Baumeister die Kritik denn
doch nicht. Er veröffentlicht nämlich in der Deutschen Bauzeitung Berlin am 16. April 1892
einen sehr rechtfertigend klingenden weiteren Artikel "Die neuen protestantischen Kirchen
in Schopfheim und Badenweiler". Nach Diskussionen von Maßen und Proportionen äußert
er sich zu Stilfragen des Schopfheimer Baus: "Das bewegter gestaltete Äußere zeigt wie das
Innere die Formen der frühen Gothik, an die ja heutzutage allenthalben und zweckmäßiger
angeknüpft wird, als an jene der Blüthe- oder Spätzeit. Die Anordnung der unteren, gerade
überdeckten, dreifachen Fenster und der darüberstehenden einfachen, großen Spitzbogenfenster
mit nur bescheiden auftretendem Maaßwerk, wie an der Elisabethkirche in Marburg
ist in der Emporenanlage begründet."

Der unbekannte cd-Autor in Konstanz reagiert auf diesen Text und kontert in der
Konstanzer Zeitung vom 5. Mai 1892 unter dem Titel: "Eine Stil- und Kirchenbaufrage"
unter anderem folgendes: "Wir erfahren daraus, daß bei dem 'äußeren Aufbau -wie im
Innern- an die Formen der frühen Gotik angeknüpft'sei. Dazu werden wohl zunächst die
Halbkreisbögen der Emporenstellungen gerechnet sein (Abb. 1)? Das 'bescheiden auftreten-

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