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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 7
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0009
ordnet. Bis auf die kleine Herrschaft Schliengen und die Dörfer Istein und Huttingen ging der
gesamte rechtsrheinische Besitz des Bischofs von Basel im Laufe der Jahrhunderte wieder
verloren.

Von Blansingen und Kleinkems ist bekannt, daß der frühere Besitz der Herren von Waldeck
und ihrer Verwandten im Jahre 1113 durch Schenkung an das Kloster Sankt Blasien überging.
Auch das Kloster Sankt Georgen hatte Güter in Blansingen. An diese Zeit erinnert das alte
Rathaus in der Dorfmitte, an dessen Platz früher eine Sankt Georgs-Kapelle stand. Auch in
Erringen gingen Güter mit der Waldeckschen Schenkung 1113 an das Kloster Sankt Blasien,
das dort diesen Besitz sorgfältig ausbaute und vergrößerte. Die Reformation ließ in unserer
Gegend den materiellen Besitzstand unverändert. So kam es. daß Sankt Blasien auch weiterhin
die Pfarrer in Kleinkems, Blansingen und Efringen besoldete und Baupflichten in den dortigen
evangelisch gewordenen Kirchen erfüllen mußte, während als Rechtsnachfolgerin des aufgelösten
Klosters St. Alban in Basel die protestantische Stadt den katholischen Geistlichen in
Istein materiell zu versorgen hatte.

Egringen war Sankt Gallischer Besitz und wurde 1392 an das Basler Spital verkauft. Die
Galluskirche erinnert an den früheren Besitzer. In Kirchen löste sich die ursprünglich
anzunehmende Gruppierung um Königshof und Dinghof früh in viele verschiedene Besitzer
auf. Hauptbesitzer war seit 1241 das Chorherrenstift Sankt Peter in Basel. Als Rechtsnachfolger
des Stiftes verkaufte der Kanton Basel die letzten verbliebenen Rechte 1818 an die Gemeinde.
Mappach war Sankt Galler Klosterbesitz. Dinghof und Niedergericht gehörten dem Basler
Bischof. Zuletzt hatte die Familie von Rotberg seit 1467 diese Rechte in Besitz. Welmlingen
und Wintersweiler gehörten seit dem 14. Jahrhundert zur Herrschaft Rötteln. Sie bildeten lange
Zeit eine gemeinsame Vogtei.

Mit diesen kurzen geschichtlichen Hinweisen soll angedeutet werden, in welch verwirrendem
Hin und Her sich die rechtlichen Verhältnisse in den 10 Dörfern geändert und entwickelt haben.
In welchem Maße auch das Leben der Dorfbewohner von rasch wechselnden Herrschafts- und
Besitzansprüchen beeinträchtigt wurde, ist schwer nachzuweisen. Nur eine Grundtatsache
bleibt bestehen: Leben und Arbeit wickelte sich in kleinbäuerlicher Tätigkeit ab, und auch die
Dörfer waren Siedlungen von Kleinbauern, die Erwerb und Nahrung aus ihrer Landwirtschaft
fanden.

Heute müssen wir zusehen, wie diese Lebensgrundlage, die für Dutzende von Generationen
annähernd konstant geblieben war, sich in der Zeit von nur zwei Generationen in katastrophaler
Weise geändert hat. Die Kleinbauern sind völlig verschwunden, die Landwirtschaft ist auf
einige wenige Großbetriebe übergegangen, Maschinen haben die Menschen abgelöst. Die
Handarbeit auf dem Felde, die bisher fast alle Dorfbewohner in Anspruch nahm, ist völlig
aufgegeben, damit auch eine Klammer, die bisher die Dorfbewohner zusammenhielt und ein
starkes Gemeinschaftsgefühl vermittelte. Damit kommt auch die Frage, was soll aus unseren
Dörfern werden?

Folge des Kleinbauern-Sterbens ist, daß die Dorfbewohner Arbeit in den Industrieniederlassungen
suchen müssen. Der "Pendlerstrom", der morgens und abends die Straßen füllt,
wächst ununterbrochen. Durch diese Verlegung der Arbeitsplätze werden die Dörfer zu
"Schlafdörfern". Der arbeitende Teil der Bevölkerung verbringt nur noch die Nacht auf dem
Lande, tagsüber arbeitet er in der Stadt.

In der Folge verlassen einige Familien die Dörfer und ziehen zu ihren Arbeitsplätzen.
Andererseits wollen Familien aus der Stadt aufs Land ziehen. In der Stadt ist Bauplatz rar, die
Grundstückspreise sind unerschwinglich. Viele möchten den überschaubaren Rahmen einer
Kleinsiedlung den Bevölkerungsmassen der Stadt vorziehen, andere hoffen, auf dem Lande
mehr Naturnähe zu finden. Doch im Dorf stoßen die Neubürger oft auf Schwierigkeiten. Die
Eingesessenen halten auf Distanz. Die öffentlichen Nahverkehrsmöglichkeiten befriedigen


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