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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 8
(PDF, 29 MB)
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nicht, die Busse sind zu selten, zu teuer, zu langsam. Lebensmittelläden im Dorf sterben aus,
jedes Brötchen muß auswärts geholt werden.

Diese Probleme sind nicht neu. Vor bald 13 Jahren war dem gleichen Thema ein Heft dieser
Zeitschrift gewidmet (Heft 3/4. 1980). Es trug die Überschrift "Dorf im Wandel" und brachte
Aufsätze hauptsächlich von Architekten und Planern, die sich vor allem mit den baulichen
Veränderungen auf dem Dorf beschäftigten. Dieser Teilaspekt erscheint deshalb besonders
wichtig, weil ja Häuser im allgemeinen sehr lang stehen und bewohnt bleiben. Die unverwechselbaren
Dorfbilder im Markgräflerland hatten früher ihren besonderen Reiz und ihre
Anziehungskraft. Durch Neubaugebiete und Hausumbauten gerieten diese Ensembles erheblich
in Gefahr und sind zum Teil zerstört worden. Deshalb wurde mit Recht und hoffentlich auch
mit Wirkung auf die bauliche Umwandlung der Dörfer im genannten Heft fachkundig
eingegangen.

Baunutzungsordnungen, Bauleitpläne und dergleichen sollten natürlich auf die Erhaltung
und Schonung der Ortsbilder hin zurechtgestutzt werden. Aber allein mit staatlichen Richtlinien,
Leitplänen und Verordnungen ist dem Substanzverlust des Dorflebens wohl kaum beizukommen.

Die lesenswerten Artikel von Schöning. Güdemann und Lang. Hausamann und Brüderlin
verdienen es, wieder hervor- und zu Rate gezogen zu werden. Trotz einzelner positiver
Beispiele sind seit 1980 die dort geschilderten negativen Entwicklungen in schnellem
Tempo weitergegangen. Wir fragen: Wie können Alt- und Neubürger auf dem Dorf gemeinsam
versuchen, auf die Dorfentwicklung Einfluß zu nehmen? Eine gewisse Integrationsmöglichkeit
für Neubürger bieten die örtlichen Vereine: Gesangverein. Musikverein. Naturschutzorganisationen
. Sportverein und so weiter. Man lernt sich kennen und kann miteinander reden.
Aber nicht jedem sagt ein Vereinsleben zu. Anregungen. Vorschläge, Kritik und Wünsche
müßten aus den Reihen der Dorfbewohner unmittelbar laut werden können.

Selbstverständlich sind Ortschafts- und Gemeinderäte berufene Träger solcher Initiativen.
Aber die Räte sind auch Politiker, in Parteien eingebunden und durch ihr Amt oft zu
eingeschränkt in ihren Einsatzmöglichkeiten.

Ein Vorschlag: Als reines Ehrenamt, ohne jede Form von Bezügen, sollten in jedem Dorf
Bürgerausschüsse gewählt werden. Ein Mitglied dieser Gremien könnte etwa 75-100
Einwohner vertreten und von allen Wahlberechtigten des Dorfes für zwei Jahre gewählt
werden. Die Ausschußmitglieder sollten sich in der Regel ein Mal im Monat, also mindestens
12 Mal im Jahr zusammensetzen und nur lokale Fragen, die Dorfentwicklung betreffend,
miteinander besprechen. Ihr Obmann wäre verpflichtet, über jede Sitzung im Ortschafts- oder
Gemeinderat zu berichten. Damit sollte die Arbeit der Ortschafts- und Gemeinderäte nicht
unterlaufen, sondern auf eine breitere Basis gestellt werden.

Der Grundgedanke des Vorschlags ist: Schlummernde Initiativen auf dem Dorf zu wecken,
das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und nicht abzuwarten in der Hoffnung, die
Verwaltung wird's schon richten.

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