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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 27
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0029
In der Tat war die "Galeerengrün" oder "Gallert" genannte Insel anfang des 18. Jahrhunderts
mit vielen großen Bäumen bewachsen und bis 1713 von Kleinkems für Holz und Weidgang
ausgebeutet.

"Der Rhein aber habe solches damahlen gantz verschwemmt und verrissen, seither der Zeit
aber sey solches wieder mit weyden und Ehrlen Holz angewachsen, welches gedachte
Sundgauer Unterthanen an jetzo als ihr Eygenthum ansprechen und niederhauen..."

Die neuen "Eigentümer", mit Recht oder Unrecht, gingen jedenfalls nicht glimpflich um mit
den ehemaligen, und im Text heißt es weiter:

"...als vor etlichen Tagen der Johann Ehrhart Müller von Kleinkems habe wollen
Holz darinnen holen, sind sie. und zwar Anthony Mayer, Martin Mayer's Sohn und Joseph
Dietrich, der Waibel von Großen Kembs mit einem Gewehr heraus gekommen und feyer
auf ihn gegeben und mit Schroten geschossen welche ihm noch in den Füßen und Händen
stecken.

Kurz hemach hatten die Großen Kembser drey Kleine Kemser. welche ebenfalls Holz haben
machen wollen, aufgefangen, zwey davon in das Gefängnüss geworfen, welche kaum bitten
konnten, daß man sie nicht bis aufs Hemed ausziehen und in der kalten Winterszeit nach Haus
schicken wolle!"

Solch radikale Justiz konnte natürlich die Geister nicht beschwichtigen, doch die Obrigkeit
war ihrerseits bestrebt, den Frieden zu bewahren und sich Klarheit über die wirkliche Situation
zu verschaffen. So wurden am 25. April 1745 die Ältesten von Kleinkems nach Lörrach
beordert, um zu bezeugen, welche Rechte die Gemeinde seit alters her auf der Insel habe. Sie
aber baten gnädigst um Verschonung. "da sie hohen Alters und Schwachheit halber einen
solchen Weg unmöglich Praestieren können". Die drei Männer, Simon Hopp, Michael Frank
und Hans Keyser waren in der Tat 82,80 und 77 Jahre alt. Ihre Aussagen wurden in Blansingen
vom Gerichtsschreiber Chr. Schaefer zu Papier gebracht. Demnach habe man "vor alten
annochdenklichen Zeiten" das Vieh Tag und Nacht auf der Insel geweidet, genauso wie die
Großkembser. jeder auf seiner Seite und in bester Eintracht! Simon Hopp unterschrieb
eigenhändig das Protokoll. Frank und Keyser hingegen kritzelten mit ihren zerschundenen
Händen bloß Zeichen aufs Papier, vom Gerichtsschreiber beglaubigt und wie folgt attestiert:
"mit ihrer eigenen Handt obigen Namens Zeichen, weilen sie hohen alters halber und
grausamen zittern der Hände, selbst gemacht".

Die Kleinkemser ließen sich jedenfalls nicht so leicht einschüchtern, und im Winter 1748-
49 starteten sie eine weitere Aktion über Kembser Gebiet hinaus, wobei eine Menge Holz
gehauen wurde. Am 21. Febr. 1749 begab sich der Vogt von Landser. Georg Goetzmann, in
Begleitung des Kembser Meyers Jakob Schirmer. dessen Bruder Joh. Baptist. Inspektor der
Rheininseln, der Bannwarte und Notablen aufs "Eselgrün", wo sie eigentlich nur noch den
angerichteten Schaden feststellen konnten. Die Schuldigen waren natürlich unauffindbar,
genauso wie das Holz! Dem staunenden Vogt wurde erklärt, wie die Leute in Gruppen von zehn
bis zwanzig Mann in die Wälder einbrachen und das abgehauene Holz schleunigst in ihren
Weidlingen wegführten. Während dieser Zeit stünde einer von ihnen am Hang oberhalb von
Kleinkems. von wo er die zum Rhein führenden Kembser Wege aus der Vogelschau beobachten
und gegebenenfalls die Kumpane durch einen Pfiff warnen könne, sollte sich dort jemand
zeigen.

Anno 1754 schuf man dann doch eine Untersuchungskommission, geleitet vom Franzosen
Noblat. dem königlichen Rat und Kriegskommissar, und vom Lörracher Landvogt von
Wallbrunn. Man wollte endlich Klarheit schaffen über die Zugehörigkeit der von beiden
Parteien beanspruchten Inseln "Eselgrün", auch "Sauerbrunnenwörth" genannt, und "Künge-
liwörth". Zwar waren die beiderseitigen Behörden kompromißbereit, in der Praxis allerdings
ließ die Sache noch lange auf sich warten.

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