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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 105
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0107
Wie erwähnt wurde das Gesicht ursprünglich nur mit Ruß unkenntlich gemacht, Masken
treten später auf. Vermummte grölen, ziehen umher, necken Mitmenschen, werfen sie in die
Brunnen. Ihr Rügerecht lebt im "Intriguieren" fort, ihr Spenden im Orangenwerfen, "Müt-
schli"- schenken (wie in Einsiedeln). Verteilen von Bonbons und Blumen. Man will sogar
soweit gehen, in den Pferdemasken in Süddeutschland und den "Junteressli" in Basel die Pferde
des wilden Heeres wieder zu erkennen!

Aus all' diesen Bräuchen schwand das Rituelle allmählich, um dem ausgelassenen und
profanen Narrenfest das Feld zu räumen. Schon 633 ist ein Verbot eines solchen Narrenfestes
am Jahresende bezeugt, das sich gegen die langobardischen "Walapauz" richtete, welche die
Geister der Erschlagenen darstellten, die waffenbewehrt rügen, heischen und stehlen. Auf diese
gehen u.a. die Röllibutzen in Walenstadt zurück (butz für pautz).

So wurde die Fastnacht allmählich zur epikuräischen Lösung der Bedeutung des Aschermittwochs
: memento quod cinis es et in cinerem revertis* - zugunsten des memento vivere**. dem
Bekenntnis zur Lebenslust!

Entwicklung in Basel

Basel hatte schon im Mittelalter den Ruf. "das lustigste Bistum zu sein": Fasnachtsbräuche
zeichnen sich daher schon im Hochmittelalter ab. namentlich in Form üppiger Gelage der
Adligen und Achtburger auf vornehmen Trinkstuben, wie der Mücke, und zum Seufzen an der
Stadthausgasse.

Zunftumgänge

Die Schmausereien gingen bald auf die Zünfte und Vorstadtgesellschaften über, begleitet
von gegenseitigen feierlichen Besuchen mit kriegerischem Gepränge: Pannern. Spielleuten
und Ehrenzeichen in Kostümen, somit repräsentativen Maskenfiguren. Bis zum Verbot von
1445 stellten sich auch "hüpsche frowen" in den Trinkstuben ein!

Diesen Zügen gesellten sich bald Einzelmasken oder Gruppen Maskierter in "tüfels hüben"
zu. mit rußgeschwärzten Gesichtern oder Masken, wie sie in Nürnberg fürs "Schembartlaufen "
bezeugt sind, einem Vorläufer der Straßenfasnacht. Die Teilnehmer erlaubten sich derbe
Späße. "berämten" Zuschauer, vollführten Lärm mit Schellen und Hörnern. Schreien, Jauchzen
und Tanzen um die Brunnen. Daß es dabei zu Tätlichkeiten kommen konnte, verwundert nicht.

Böse Fasnacht

So geschah es 1356 anläßlich der "Bösen Fasnacht", als ein Turnier auf dem Münsterplatz
ausgeschrieben war. Aufschlußreich ist der Ort. da mit Vorliebe Tjoste*** und Turniere an
Stätten ausgetragen wurden, an denen die Vorfahren bestattet waren. Angefeuert durch die
Anwesenheit hübscher Bürgertöchter im Publikum - der Ruf der holden Basler Weiblichkeit
kommt nicht von ungefähr -, wagten übermütige Begleiter des anwesenden Herzogs Leopold
III. von Oesterreich ihnen gegenüber Anzüglichkeiten, die die Bürger erbosten, so daß sie zu
den Waffen riefen. Es kam zum blutigen Aufruhr, mehrere Knechte des Herzogs fielen.
Leopold selbst mußte in einem Kahn über den Rhein nach Kleinbasel fliehen, das ihm damals
vom Bischof verpfändet worden war. Die Folge waren Hinrichtungen der Aufrührer und
Reichsacht über die Stadt, die ihre Freiheit nur mit großen Opfern erkaufen konnte.

gedenke, daß du Asche bist und wieder zu Asche wirst
gedenke zu leben

mittelalterliche Reiterzweikämpfe mit scharfen Waffen

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