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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 130
(PDF, 29 MB)
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cliquenfrei zu halten, um den Guggen ihre Platzkonzerte nicht zu stören, die auf dem Seibi
(Schweinemarkt. Barfüßerplatz), Markt- und Claraplatz stattfinden. Ohne Basels Guggentra-
dition wäre es ab 1948 nicht zur heute eigenständigen an der Luzerner Fasnacht gekommen!

Intriguiere

Unter dem Begriff "intriguiere" versteht man die gesprochene Wortkunst, die intime Kunst
einer rechtlich und moralisch anerkannten Form, dem Mitmenschen seine Meinung zu sagen.
Voraussetzung für erfolgreiches Intriguieren sind Toleranz und Schlagfertigkeit des angesprochenen
Unmaskierten. Leider hat sich diese Form des Basler Witzes heute weitgehend
verloren, da die Stadt zu groß geworden ist und an der Fasnacht zu sehr von Fremden
überschwemmt wird, als daß man noch Bekannte sieht, denen man in unserem Dialekt die
Meinung sagen dürfte.

Maskenbälle (Masggi)

Die Sitte der Maskenbälle kam in Italien zuerst auf und gelangte zu uns über Österreich, das
seit dem Barockzeitalter seine Fasnachts-'Trinzen" und Redouten pflegte und für das weit
feinere Fasnachtstreiben hielt als die alamannische Derbheit auf der Straße.

Ein Verbot eines Maskenballs in Basel 1784 bezeugt deren Existenz im 18. Jh. Seit
Eröffnung des Casinos im Jahre 1821 fanden jedes Jahr Maskenbälle statt, allmählich auch in
anderen Lokalen (Spitz 1860/Burgvogtei 1874/Musiksaal 1885), unter Anführung eines
Tanzmeisters, mit Turnereinlagen und dgl. Meist spielten deutsche Militärkapellen auf, wie
1901 das Trompetercorps des kurmärkischen Dragoner-Regimentes Nr. 14 aus Colmar im
Gundeldingercasino! Ab 1835 gab es Kindermaskenbälle am Fasnachtsdienstag. Nicht zur
eitlen Freude des Polizeidirektors mußte 1853 festgestellt werden, daß am Fasnachtsmontag
mit der französischen Eisenbahn sechs, am Mittwoch fünf Freudenmädchen aus Mülhausen
zugereist kamen, die am Donnerstag wieder mit demselben Mittel - und wohl versorgt mit
anderen - heimreisten!

Wohl infolge solcher Erfahrungen reichten 1890 wohlmeinende, dem Münsterverein nahestehende
Kreise eine Petition von 1984 Unterschriften ein. um Maskenbälle zu verbieten. Sie
vermochten glücklicherweise nichts, zumal allmählich aufgekommene Maskenprämierungen
die Damen der besseren Gesellschaft ("die obere Zähtausig") zur Kreierung wahrer chefs-
d'oeuvre der Kostüm- und Larvenkunst durch namhafte Basler Couturiers und Larvenmacher
anregten. Noch für Jahre beteiligten sich die Herren in Frack oder Smoking unmaskiert an den
Anlässen. Nach dem ersten Weltkrieg behaupteten sich die "Masggis" in der Mustermesse, im
Casino und in der Kunsthalle ("d'Heehli"), für viele Jahre Schauplatz des sagenhaften
"Zyschtigfescht" der Künstlergruppe 33 (d'Dreyedrissger).

Seit den frühen 70er Jahren gehören die Masggis der Vergangenheit an, die Kosten der
Anlässe, die Verwässerung durch Gratiseintritt Maskierter und die völlige Verlegung der
Fasnacht auf die Straße gaben ihnen den Todesstoß. Mit ihnen verschwanden auch allmählich
die "Keehruus"-Anlässe am Samstagabend in den großen Lokalen der Stadt. Sie wurden
allerdings seit 1985 erfolgreich ersetzt durch den vom Fasnachtscomite organisierten
"Aendstraich" (Kehruus - Kehraus ist nicht baslerisch, wenn schon, dann schon sollte dafür
"Useputzete" verwendet werden) im Kongreßzentrum.

Fasnachtsplakette

Zur Mittelbeschaffung gab das Fasnachtscomite 1911 erstmals Abzeichen heraus, die in
Basel "Plakette" genannt werden. In jenem Jahre schuf Graveur Wilhelm Dollinger eine Nadel

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