Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 131
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0133
in der Auflage von 10 200 Stück ä 20 Rp. und 12 000 Stück versilberte Medaillen ä 50 Rp. (mit
zusätzlich 4000 in Kupfer und 1000 in Messing). 50 Exemplare wurden in Zinnfassung für die
Cliquen, 10 Ex. in Kupfer weiß vernickelt für das Comite hergestellt. Verkauft wurden 9200
Exemplare.

Somit gab es seit Anbeginn Zugs- und Comiteplaketten. Der Verkauf, den man den
Studentenverbindungen angeboten hatte, wurde von diesen abgelehnt und schließlich von der
dramatischen Gesellschaft auf zwei Wagen übernommen, wofür sie ein Nachtessen samt Wein
für Fr. 1.60 im Cafe Spitz serviert erhielten! Dann erfolgte der Straßenverkauf an der Fasnacht
selbst, bis 1920 die Cliquen den Vorverkauf einführten und den Verkauf übernahmen, wie es
noch immer gehandhabt wird, neben wilden Verkäufern.

Nach Dollinger erhielten auch die bekannten Medailleure im Neuenburger Jura. Huguenin
und Kramer. den Auftrag, bis Felix Müller seit 1939, ab 1976 sein Sohn Rene die Prägung
übernahmen. Seit 1921 gibt es eine dreifache Ausführung in Kupfer, Silber und Gold, und ab
1922 wurde in den Cliquen ein Wettbewerb für Entwürfe eingerichtet.

Die seltenste Plakette stellt den "Stahlhelm" in Gold dar. der nur in 30 Stück 1940 geprägt
wurde. Kein Wunder also, daß Plakettensammeln zur Passion wurde und seit 1965 eine
Plakettenbörse floriert. Heute wird nach dem Entwurf ein Gipsmodell angefertigt, von diesem
ein Metallabguß hergestellt und mittels Pantograph von diesem herein Prägestempel (Matrize)
in der gewünschten Verkleinerung verfertigt, dank welcher die Einzelstücke gepreßt, dann
patiniert, zaponiert und mit einer Schließnadel versehen werden.

Nebenindustrie

Nur am Rande sei erwähnt, daß sich in der Neuzeit eine ganze Souvenirindustrie um die
Fasnacht gerankt hat: Keramik-, Zinn- und Marzipanfiguren, Jasskarten, gravierte oder
bemalte Gläser, Briefpapier. Photoposter, Graphik etc.

Den von Fasnächtlern geübten Aufwand schätzte man 1982 auf 4 Millionen Franken. An der
Fasnacht selbst werden mindestens 20 Millionen umgesetzt (inkl. Betrieb in Restaurants und
Hotels - gegen 3000 Zimmer). Für ein Kostüm werden im Schnitt 300 Franken, für einen
Tambourmajor gut 1500 Franken (meist vom Tambour selbst ehrenhalber aus der eigenen
Tasche bezahlt) aufgewendet, für eine Larve ca. 150 Franken und mehr. Ein Piccolo kostet ca.
250 Franken, eine Trommel 700 Franken.

Nicht zu vergessen sind - leider - die Extrazüge, die seit 1923 (zuerst aus Zürich) Schaulustige
aus der übrigen Schweiz und dem Ausland in Massen anziehen.

Die Basler Fasnacht hat es verstanden, in unvergleichlicher Weise eine lokalpatriotisch
eigene Welt aufzubauen mit weitgehend ungeschriebenen Gesetzen, denen jeder Mitwirkende
sich gerne und willig fügt. Daher kann jeder, ob Stadtbasier oder Fremder, mitmachen. Oberstes
Gebot sind Erhaltung des Lokalcharakters und Baseldeutsch als Sprache (....und Ausschluß der
Polizei!). Tolerierte Fremdsprache: Französisch, abgelehnte Fremdsprache: Hochdeutsch und
Zürichdeutsch. Tolerierte, ja gerne gesehene Farben: die Trikolore.

Der Basler Fasnächtier hat bisher gewußt, seine Fasnacht rein zu erhalten, denn schon
außerhalb der Stadt verwässert sie völlig. Das führt uns dazu zu fragen, was ein/e echter/e
Fasnächtler/in ist? Es ist ein Individuum, das geistreich selbst- und fremdkritisch seine
Umgebung satirisch und mit Humor zu persiflieren weiß, selbst tolerant ist, Phantasie hat und
über einiges künstlerisches Talent verfügt, seinen Ideen, sei es musikalisch, gestalterisch oder
poetisch, Ausdruck zu geben. Es macht in erster Linie Fasnacht für sich.

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