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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 133
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0135
Faust - eine erschröckliche Tragödie

Anmerkungen zum Basler "Urfaust" 1696
Martin Jösel

Was für eine schreckliche Geschichte,

was für eine sensationelle Meldung am Ende des 17. Jahrhunderts.

was für ein Dokument für die Faustforschung

ist der folgende Bericht eines Basler Chronisten aus dem

Jahre 1696! Wir lesen dort:

7696 den 14. Novembris hat man Teutsche Comedianten angenommen. Den 16. haben sie
angefangen zu spielen, waren zusammen 12 Personen, hatten schöne Kleider. Markgraf von
Baden-Durlach ist mit seiner Hofhaltung alle Tage zugegen gewesen. Als hier obige Comedianten
den 24. dies den Doct. Faustum agierten und eine erschröckliche Tragedi spielten, begab
es sich, daß nach geendeter dieser Tragedi der harlegin zu Weberen auf den Zunft neben dem
Ballenhaus, allwo gespielt worden, zu Gast geladen wurde von etlichen herren derselben Zunft,
und als dieser wohl gezecht heimgehen und die Treppen hinunter steigen wollte, thatt er ein
Mißtritt und fiel Häuptlingen hinunter auf den Kopf, daß er bis auf die hirnschalen plessiert
worden. Dieser ward in sein Logement getragen, verbunden und in sein Bett gelegt, aber
mornderist todt gefunden. Hieraus ist zu merken, daß sich nicht schimpfen lasse, so gottlose
Comedien zu spielen1'.

Das Stück: Faust - eine erschröckliche Tragödie

Die vorliegende "Theaterrezension" gehört zu den frühen Dokumenten der Faust-Theatergeschichte
. Mit großer Sicherheit ist sie die älteste Erwähnung eines Bühnen-Faust in der
Schweiz. Vielleicht war diese Aufführung als Fest-Vorstellung zum 100. Jahrestag des
Theater-Urfaust gedacht? Den frühesten Beweis für eine Faust-Aufführung besitzen wir
nämlich für Nürnberg im Juli 1596 -. Ein Jahr später gastierten die gleichen englischen
Schauspieler mit ihrem Doktor Faustus in Straßburg. Die Nachweise für Graz im Jahre
1608 31 und für Dresden im Jahre 1626 41 beziehen sich ebenfalls noch auf englische
Schauspieler. Erst in Prag (1651) sind es dann deutsche Akteure: Im Mai 1651 hatte der
"kurfürstlich sächsische privilegierte Hofkomödiant" Johann Schilling bei der königlichen
Statthalterei zu Prag ein Gesuch um die Erlaubnis zur Aufführung "unterschiedlicher, sittsamer
Theaterstücke" eingereicht. - die Tragödie "von dem Erzzauberer Doktor J. Faust" war eine der
sechs Tragödien5'.

1669 erfahren wir durch den Bericht des Danziger Ratsherren Georg Schröder zum ersten
Mal etwas Genaueres über den Inhalt einer Faust-Aufführung:

Zuerst kompt Pluto Herfür auß der Hellen und rufft einen Teüffel nachdem anderen (...) und
giebt ihnen Order, das sie nach aller mäglichkeit die Leute betrügen sollen. Hierauff begibt es
sich das D. Faustus mit gemeiner Wissenschafft nicht befriediget sich umb magische Bücher

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