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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 134
(PDF, 29 MB)
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bewirbet, und die Teüffel zu seinem dienst beschwäret. Worbey er ihre geschwindigkeit
exploriret, und den geschwindesten er Wehlen Wil. (...) Und nachdem für einen solchen sich
der klüge Teüffel angeben, will er Das er ihm 24 Jahr dienen solle, so wolle er sich ihm ergeben.
(...) ergibt sich der kluge teüffel in Bündnüß mit D. Fausto, der sich ihm auch mit blutt
verschreibet. (...) den Fausto gerathen alle beschworunge wol, er lest ihm Carolum Magnum,
Die Schöne Helenam Zeügen; mit der er sein vergnügen hat. Endlich aber Wachet bey ihm das
gewißen auff, undzehlet er alle stunde biß die glock zwölffe, da redet er seinen Diener an, und
mahnet-ihn ab von derZauberey. Bald kompt Pluto und schicket seine Teüffel das sie D. Faust
holen sollen, Welches auch geschiehet, und werffen sie ihn in die höhe, und Zerreisen ihn gar,
auch wird präsentiret Wie er germartert wird in d Höllen, da er bald auff und nider gezogen
Wird, und diese Worte auß Feür Werck gesehen werden Accusatus est, judicatus est,
Condemnatus est6'.

Am Oberrhein blieb der Faust-Stoff über diese Jahrzehnte hinweg auf dem Theater lebendig.
In einer 1684 herausgegebenen erweiterten Simplicissimus-Fassung von Grimmelshausen (der
ja seit 1667 bischöflich-straßburgischer Schultheiß im badischen Renchen war) lesen wir:

Was für garstige, verlarfte Teufelsbildnüsse werden nicht zu Fastnachtzeiten offt an
manchen Orten gemachet, ausgekleidet und angestellet (...) Was giret spielet und sihet man
doch lieber als die Historiam des verruchten Ertz-Zauberers, Doct. Johannis Fausti, darum,
daß ein Hauffen Teuffei darinnen allezeit eingeführet, und in allerhand abscheulichen
Gebärden vorgestellet werden71.

1696 war dann in Basel Premiere: "Faust - eine erschröckliche Tragödie" wird wohl auf den
in der Stadt verteilten Theaterzetteln gestanden haben, die uns jedoch in Basel nicht erhalten
geblieben sind8>.

Das Interesse unseres Chronisten galt jedoch nicht dem Inhalt des Stückes, auch nicht der
Faust-Figur, sondern - zunächst wegen des spektakulären Unglücksfalls nach der Aufführung
- dem Harlekin, jenem Spaßvogel, Kasper und Clown, Pickelhäring oder Hanswurst, der als
Kontrastfigur zu Faust in die Theaterfassungen des "Doktor Faust" eingeführt worden war9'.
Meines Wissens ist es innerhalb der Faust-Dramengeschichte das erste Mal, daß der komische
Gegenspieler Fausts ausdrücklich als Harlekin bezeichnet wird, jene Figur, die aus der
Commedia deH'arte stammte und mit ihrer Kostümierung im 18. Jahrhundert zum Vorbild des
Wiener Hanswurst wurde 10). Erst auf Theaterzetteln von 1751 in Nürnberg und 1752 in
Hamburg erscheint wieder ein Harlekin1''. Möglicherweise hat der Basler Chronist "Harlekin"
nur unreflektiert als Synonym für "lustige Person" verwendet. Denkbar wäre aber auch, daß in
Basel eine besondere, vom romanischen Kulturkreis beeinflußte Faust-Variante zur Aufführung
gelangte n>. Wir wissen es nicht.

Die Schauspieler: deutsche Komödianten

"Theater" im deutschsprachigen Raum des ausgehenden 17. Jahrhunderts konnte dreierlei
bedeuten:

- entweder prunkvolles Hoftheater und prächtig ausgestattete Opernhäuser oder

- Jesuitendrama, also Barocktheater mit katholisch-pädagogischer Zielsetzung zwecks
Glaubensverbreitung, oder

- bürgerliches (Bretterbuden-)Theater, aufgeführt von Wandertruppen, die für eine bestimmte
Zeit ihre Stücke zum besten gaben und wieder weiterzogen.

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