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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 137
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0139
Ludwigs XIV. von Frankreich zwang ihn zur Flucht. Und so verlegte Friedrich die badische
Landeszentralverwaltung von 1689 bis 1697 nach Basel17).

Schon Jahrhunderte zuvor hatten sich badische Markgrafen in Basel aufgehalten und in der
freien Reichsstadt Besitz erworben18'. Im sechzehnten Jahrhundert nahm Basel als reformierte
Stadt für die protestantischen badischen Markgrafen noch an Bedeutung zu. Friedrich V. hatte
ein Haus "am Rheinsprung" ("Alter Markgräfler Hof) erworben. Friedrich VI. hatte vorübergehend
seine ganze Hofhaltung nach Basel verlegt, und 1686 wurde der Wettinger Hof in
Klein-Basel von Baden-Durlach erworben. Nach dem Brand des "Markgräfler Hofes" im
Februar 1698 initiierte Friedrich VU. dessen Neubau und kehrte im gleichen Jahr nach Schloß
Augustenburg in Grötzingen zurück. 1705 wurde der Neubau des Markgräfler Hofes vollendet,
1807 von der Stadt Basel erworben und als Spital eingerichtet

Friedrich VII., Markgraf in turbulenten Zeiten, Neuordner des Finanzwesens in seiner
Markgrafschaft, politischer Flüchtling und - Theaterfreund! In seinem Durlacher Schloß besaß
er eine kleine, für Tanz und Schäferspiele bestimmte Theaterbühne20'. Auch in Basel wollte er
offensichtlich auf diverse Bühnenspektakel nicht verzichten, - möglicherweise von seinen
"eigenen" Schauspielern aufgeführt, eben bereits oben erwähnter "hochfürstlich-markgräflich-
durlachischer" Komödiantengruppe, die bereits 1688 in Basel gastiert hatte.

Die Orte des Geschehens:
Ballenhaus und Zunfthaus der Weber

Unsere erste nachweisbare Faust-Aufführung in Basel hat im Ballenhaus in der Nähe des
Zunfthauses der Weber stattgefunden.

Mit Ratsbeschluß vom 16. Juni 1655 hatte Wernher Rüedin die Bauerlaubnis erhalten, -
allerdings mit der Auflage. " daß darinnen khein Ungebür gestattet" sei2". Vier Jahre später
wurde das Ballenhaus eröffnet221 und seit dieser Zeit für unterschiedliche Fest- und Theaterveranstaltungen
genutzt. Für das Jahr 1670 ist zum ersten Mal nachweisbar, daß der Ballenmeister
von Komödianten einen Reichstaler pro Spieltag erhalten hat23'. Noch im Jahre 1807
erscheint im Brandlagerbuch der Stadt Basel die Weberzunft als Eigentümerin dieses Ballenhauses
, und im historischen Grundbuch der Stadt finden wir einen Hinweis, der für uns
ebenfalls interessant ist. Wir lesen dort - unter "Theaterstraße Nr. 12" -, daß im Jahre 1822 die
Zunft der Weber mit Genehmigung des Kleinen Rates "das sogenannte Ballen- und Schauhaus,
sammt Hofstatt, wie auch weiterer Zugehörde und Gerechtsame (...) an die allhiesige löbliche
Theatercommission" verkauft hat. Das Faust-Spektakel am Ende des 17. Jahrhunderts hat also
dort stattgefunden, wo heute immer noch bzw. wieder die "Komödianten" des Theaters Basel
agieren!

Es ist kein Zufall, daß gerade die Weber das suspekte Theatervölkchen vor fast 300 Jahren
bei sich gastieren ließen. Die Weber zählten im 13. Jahrhundert zu den ärmsten Klassen der
Bevölkerung24'. sie waren schon früh Lohnabhängige geworden, ohne selbst direkt für den
städtischen Markt arbeiten zu können. Das um 1360 entstandene Zunfthaus der Weber in der
Steinenvorstadt Nr. 23 lag damals als einziges aller Zunfthäuser außerhalb der eigentlichen
Altstadt25'.

Mit der Reformation, dem Zustrom von Glaubensflüchtlingen und Fachleuten aus ganz
Europa veränderte sich die Weberzunft und das Handwerk zu einer reichen Fabrikzunft.

So wage ich die These, daß die Weber aus zwei unterschiedlichen Traditionen heraus die
Schauspielerei in Basel unterstützten: aus alter Sympathie für die Ausgegrenzten einerseits und
andererseits als einflußreiche Bürger, bei denen "Theater" als Teil frühbürgerlicher Kultur
seinen Stellenwert besaß.

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