Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 139
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0141
Abb. 4: Fausts erschreckliches Ende (links) und Fausts Begräbnis (rechts).
Aus einer Faust-Ausgabe von 1834. Universitätsbibliothek Basel.

steht damit aber nur am Anfang einer langen Reihe von Moralisten, die den "Faust als Schmutz
und Schund"301 bewertet, zensiert und verboten haben.

Ob der todbringende Unglücksfall wirklich s o passierte, darf bezweifelt werden. Der
moralisierende Verfasser scheint mir zu sehr in der Tradition protestantischer Theologen ä la
Gast zu stehen, die in Analogie zu Fausts legendenhaftem Tod nur neue Varianten von
sündhaften Biographien zwecks Abschreckung vortragen wollten.

Und so kann es uns nicht mehr verblüffen, wenn ein späterer Kopist des Faust-Berichts von
1696 zum Tod des Chronisten schrieb:

Den 10. dito (Mai 1743) war endlich der Tag an dem der Verfaßer diser Historischen
Croneckh mußte anfangen an seinen Tod gedencken: sintemahlen solcher (nachdeme er mit
einigen guten freunden (...) sowohl zu St. Jacob im Zollhauß, als auf der birß selbsten, seinem
Sprüchword nach, den Grund des Glases bald offt genug hätte sollen gesehen haben) sich
annoch mit bemelten seinen freunden ins hh. Ottendorffs Weinhauß. in der äusseren St. Alban-
Vorstadt gelegen die Zossen genant, begeben, und sich daselbst noch ferner s zudecken lassen.
In dem er aber die Treppen hinunder gehen wollen, verfehlte er und stürzte sich über den
geöffneten Kellerladen hinunder. da er dann so übel zugerichtet worden, da er folgenden tag
seines leben und Croneckh Ende erreichet31'.

Den sterbenden Chronisten haben seine eigenen Geschichten eingeholt! Ob Faust, ob
Schauspieler, ob Chronist eines Faust-Stückes - drei Biographien enden lasterhaft und teuflisch
- zur Warnung der Menschheit!

Die Chronisten: Vater und Sohn Scher er sowie
Samuel von Brunn

Auf unseren Faust-Theaterbericht hat zum ersten Mal 1839 der Basler Historiker L. A.
Burckhardt aufmerksam gemacht und in einer Anmerkung "Scherer. genannt Philiberts" als
Chronisten genannt32'. Die Faust-Forschung hat diesen Hinweis entweder unkritisch übernommen
oder negiert.

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