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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 173
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0175
Zur Situation der Stadt Wehr im Jubiläumsjahr 1992

\ ortrag von Bürgermeister Klaus Denzinger

anläßlich der Herbsttagung 1992 des
"Geschichtsxereins Markgräflerland" in Wehr

In der langen Reihe der Veranstaltungen unseres Jubiläumsjahres nimmt der heutige Morgen
mit Ihrer Herbsttagung eine besondere Stelle ein. Die Tatsache, daß anläßlich unserer 900-
Jahrfeier ein solch renommierter Verein wie der Ihre zu Gast bei uns ist. setzt ja an sich schon
einen deutlichen Akzent.

Wenn dieser Verein in seiner Zeitschrift der Stadt Wehr dann auch noch 50 Seiten zur
Aufarbeitung der örtlichen Geschichte widmet, dann dürfte eines mehr als deutlich geworden
sein: Ohne die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit wäre das ganze Jubiläumsjahr
nicht viel wert.

Nur durch den Blick nach hinten können wir das vor uns Liegende bewältigen.

Eine Gesellschaft, die ihre Geschichte mißachtet, wird niemals ein Ort sein, an dem die
Menschen sich wohlfühlen. Daß die Menschen gern in ihrer Heimat leben, muß aber das Ziel
der Politik sein. Die Lebensqualität steht an erster Stelle. Qualität bemißt sich jedoch nicht nach
Konsum allein. Lebensqualität wird nur erreicht, wenn das Leben sinnerfüllt ist. Dies ist erst
dann möglich, wenn wir Tradition und Fortschritt in ein harmonisches Verhältnis bringen. Das
kann aber nur auf dem Hintergrund des Wissens um die Geschichte geschehen.

Genau aus diesem Grunde habe ich vor über zwei Jahren vorgeschlagen, daß wir unsere 900-
Jahrfeier nicht nur an zwei Wochenenden nach dem Motto: Bierzelt, Blasmusik und blauer
Montag abhalten, sondern die Feier auf ein ganzes Jahr verteilen. Allein in diesem Zeitraum
ist es möglich, geschichtliche Zusammenhänge aufzuarbeiten. Vor allem ging es darum, daß
nicht allein Spezialisten sich mit der Vergangenheit Wehrs befassen sollten. Wir wollten in
diesen Prozeß viele Bürger einbeziehen. Nur so kann durch die Geschichtsbetrachtung
städtische Identität entstehen.

Wenn ich heute vor Ihnen eine erste Bilanz ziehe, so darf ich feststellen, daß uns dies
gelungen ist. Es geht nicht darum zu sagen, daß die Veranstaltungen gut besucht waren,
Zeitungen. Rundfunk und Fernsehen in der Region und im Lande von uns berichtet haben, daß
viele Menschen zu uns nach Wehr kamen. Mir geht es nicht um die Quantität, sondern um die
Qualität unserer 900-Jahrfeier. Diese bemißt sich daran, ob es uns gelungen ist, den Menschen
ein Bewußtsein für die Geschichte ihrer Stadt und eine positive Identifikation mit ihrer
Lebenswelt zu vermitteln.

Wichtige Stationen dieses Lernprozesses waren das historische Schauspiel und der Festumzug.
Das war kein oberflächliches Spektakel, sondern ein pädagogisches Mittel, durch einen
spielerischen Umgang mit der Geschichte ein Gefühl für die Vergangenheit des Ortes zu
schaffen. Indem Hunderte von Laien, von der einfachen Wehrerin bis zum Akademiker, ihre
Rolle spielten, erlebten sie die Welt ihrer Ahnen am eigenen Leibe. In vielen Gesprächen sagten
mir die Bürger, daß sie durch diese Aktivitäten dazu angeregt wurden, wieder einmal in die

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