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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 175
(PDF, 29 MB)
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hier im Prinzip jeder arbeiten und lernen kann, was er will. Wir haben ein umfassendes
Freizeitangebot, eine entwickelte Volkshochschule, die Vereine haben ein großes Angebot,
und im Sport. z.B. in der Leichtathletik, nehmen wir sogar eine Spitzenposition ein.

Im Mittelpunkt des kulturellen Geschehens steht sicher die Stadthalle, die weit in die Region
hinein Anziehungskraft ausübt. Unser Kulturprogramm bietet von der Operette und dem
Musical über Spitzenkonzerte in den Bereichen Klassik und Unterhaltung bis hin zu Dichterlesungen
. Ausstellungen und Kleinkunst alles, was Sie auch in einer Stadt mit 50.000
Einwohnern finden werden. Im Bereich der Kindergärten sind wir eine der wenigen Städte, in
denen fast jedes Kind einen Platz hat. Auch im Umweltbereich startet die Stadt immer wieder
neue Initiativen. Natürlich ist die Wohnungssituation bei uns in Wehr wie auch andernorts
angespannt. Die Erschließung von neuem Baugelände ist notwendig und im Gange. Im
Schulbereich sind wir gut ausgestattet. Ein Manko gibt es dort natürlich. Wir haben kein
Gymnasium. Das ist wohl ein Punkt, der sich negativ auswirkt.

Unsere vielfältigen Initiativen sehe ich nun nicht als isolierte Maßnahmen. Höchstes Ziel ist
für mich die Sicherung des Industriestandorts Wehr. Gerade in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten müssen die Kommunen aktiver als in der Vergangenheit vorgehen. Wir müssen
kreativer werden, gerade weil die Spielräume sich verengen. Vor allem müssen wir durch die
Zusammenfassung der infrastrukturellen Maßnahmen unsere Energien vervielfältigen. Dies
geht nur, wenn man ein Gesamtkonzept der Stadtentwicklung und des Stadtmarketings besitzt.
Im Zusammenhang dieses von uns erarbeiteten Konzepts spielt auch die kulturelle Entwicklung
eine wichtige Rolle. Uns mußte keine 100.000 DM teure Studie sagen, daß wir ein
Kulturamt benötigen. Wir haben es einfach eingerichtet.

So einfach ist das. Unter Kultur meine ich nun nicht nur die Anzahl der Theateraufführungen.
Kultur ist für mich mehr: Sie schlägt sich im Niveau der Lebensbedingungen nieder, in der
Atmosphäre einer Stadt, in der Kommunikation der Bürger.

Ich habe einmal in einem Interv iew gesagt, daß wir nicht nur für die materielle Daseinsvorsorge
zuständig sind. Wir müssen uns auch für die geistige Daseinsvorsorge verantwortlich fühlen.
Ohne Kultur, lassen Sie mich das so formulieren, fehlt allen Projekten die Seele.

Und es geht doch auch um knallharte ökonomische Fakten. Wenn heute eine Stadt es
versäumt, ihre kulturelle Infrastruktur auszubauen, steht sie wirtschaftlich schnell im Abseits.
Kultur ist ein Wirtschaftsfaktor geworden und trägt zur Standortqualität bei. Und genau hier
liegt der Zielpunkt meiner Gesamtkonzeption: Erhöhung der Attraktivität unserer Stadt,
Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität und Schaffung einer städtischen Identität durch
Verbesserung der kulturellen Infrastruktur. Dieses Ziel muß nicht in einen Widerspruch zu
unseren sozialen Aufgaben geraten. Kultur und Soziales gehören zusammen.

Daß insbesondere im Jubiläumsjahr ein großer Schritt hin auf dieses Ziel getan w urde, darf
ich als positive Bilanz werten. Wenn sich auch die Rahmenbedingungen der Gemeinden
verschlechtern werden, da uns immer mehr Leistungen abverlangt werden, so bin ich der
Meinung, daß wir die Engpässe mit Intelligenz und Kreativität meistern werden. Es bricht bei
uns doch nicht die Armut aus. wenn wir uns etwas einschränken müssen.

Natürlich wird manches vielleicht in Zukunft nicht mehr möglich sein. Ich möchte aber
betonen, daß Wehr sich durch seine Industrie im Einnahmenbereich von anderen Kommunen
positiv abhebt. Aber - und das ist für mich entscheidend - es kommt auch darauf an. ob es uns
gelingt, das Land davon zu überzeugen, daß es sich lohnt, in diese Stadt Geld fließen zu lassen.
Und dies geschah und geschieht weiter, beispielsweise im Rahmen der Sanierung von
Otlingen. Wir müssen mit allen nötigen Mitteln den Standort Wehr für Investoren attraktiv
machen, um so auch künftig ein beträchtliches Gewerbesteueraufkommen erreichen zu
können. Mein persönliches Ziel wird sein, die in den vergangenen Jahren begonnenen
Aktivitäten fortzusetzen. Die Zukunft kann nicht in vier oder acht Jahren erledigt werden. Das

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