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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 154
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0156
1984 wurde während der Aussrabunssarbeiten in etwa 2,5 Meter Tiefe und
inmitten der römischen Siedlungsschicht eine Scherbe gefunden, auf der das
Wort "KARVS" eingeritzt ist (hierbei steht der Buchstabe V für U). Dieses
Bruchstück stammt von einem römischen Napf, der auf Grund seines einfachen
Aussehens nur einem Diener oder Sklaven gehört haben kann.

Es scheint nun so zu sein, daß der römische Gutsherr einem seiner keltischen
Bediensteten den Beinamen "Carus" = "der Liebe" oder "der Teure",
gegeben hat. Dieser ließ dann -wenn er es nicht selbst konnte- von einem
schriftkundigen Kelten diese Bezeichnung in den Napf einritzen, damit dieser
mit den gleichaussehenden Näpfen der anderen Bediensteten nicht verwechselt
wurde.

Auf dem Keramikbruchstück steht nun aber nicht "CARVS", wie es lateinisch
korrekt wäre, sondern "KARVS". Ich erkläre mir dies folgendermaßen:
Die Kelten hatten vor ihrer Unterwerfung durch die Römer ihr Alphabet ja
von den Griechen übernommen, die statt des C nur K kannten. Ein schriftkundiger
Kelte muß folglich in der Übergangszeit des 1. Jahrhunderts, als die
Kelten romanisiert wurden, das lateinische Wort "carus" mit dem griechisch -
keltischen K in den Napf geritzt haben.

Eine recht unscheinbare Scherbe im Grenzacher "Museum Römervilla" ist
somit ein interessantes Beispiel für die Schreibunsicherheit während der Ro-
manisierung der Kelten im ersten nachchristlichen Jahrhundert. Es wird sicher
auch manche Grenzacher freuen, daß der erste namentlich überlieferte
Bewohner als ein "Lieber" oder "Teurer" bezeichnet wurde.

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