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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 155
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0157
Ein frührömischer Vorgängerbau innerhalb der römischen
Siedlungsstelle im Hertener Gewann "Unterer Letten"

Erhard Richter

Im März 1993 begann die "Arbeitsgruppe Archäologie" des Grenzach-Wyhlener
Vereins für Heimatgeschichte im Auftrag des Landesdenkmalamtes mit der Ausgrabung
eines 320 m: großen römischen Gebäudes im Hertener Gewann "Unterer
Letten" (vgl. Das Markgräflerland 1/94). Nach über eineinhalbjähriger Tätigkeit
wurde nun kurz vor Wintereinbruch die Grabung beendet und die Fundstelle wieder
mit Erde zugeschüttet.

Nach der Entfernung einer überraschend dicken Ziegelschicht stellte sich heraus
, daß das Gebäude um einen kleineren Vorgängerbau herum errichtet wurde.
Aufgrund typischer Funde ist es möglich, diesen und den großen gepflasterten
Vorplatz in das 2. - 4. Jahrzehnt des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zu datieren
. Damit gehört das Gebäude zu den frühesten Zeugnissen der römischen Besiedlung
auf dem rechten Rheinufer. Ein vergleichbares Alter besitzen nur noch
die großen Villen von Laufenburg und Heitersheim sowie das Gräberfeld von
Weil a. Rh. und die Straßenstation an der Gemarkungsgrenze Herten/Wyhlen beim
Schnittpunkt Bahnlinie / B 34.

Den wichtigsten Hinweis für die sehr frühe Errichtung dieses Vorgängerbaues
lieferten drei typische und daher genau zu datierende Bronzefibeln (Gewandschließen
) sowie eine Münze aus der Zeit des Kaisers Augustus. Die sogenannten
Nertomarusfibeln gehören zum gleichen frührömischen Typus wie die 1978/79 in
einem Gräberfeld von Weil a. Rh. gefundenen Stücke.

Um sehr interessante Funde handelt es sich auch bei den 6 tönernen Webgewichten
, von denen vier kegelförmig sind, während zwei eine Pyramidenform
aufweisen. Ihre Fundstreuung läßt vermuten, daß diese auch schon im frührömischen
Vorgängerbau verwendet wurden. In dem Gebäude stand folglich mindestens
ein Webstuhl, an dem man Stoffe wob.

Als dieses Gebäude den Bewohnern zu klein wurde, rissen sie es bis auf die
Grundmauern ab und errichteten um diese herum einen wesentlich größeren Bau.
dessen Funktion allerdings durch die Grabungen auch nicht eindeutig geklärt werden
konnte. Die fehlende Innengliederung läßt evtl. auf ein Ökonomiegebäude
oder ein Handwerkerhaus schließen. Dieses wird wohl im zweiten nachchristlichen
Jahrhundert in der Nähe eines Hauptgebäudes errichtet worden sein.

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