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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 114
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0116
Das Bauemgeschlecht der Wehrle/Wehrlin
im oberen Kandertal

Fred Wehrte

Im Herbst des Jahres 1993 trafen sich rund 120 Mitglieder der Familie Wehrle bzw.
Wehrlin aus dem ganzen Markgräflerland zu einem Familientag in ihrer angestammten
Heimat, dem oberen Kandertal. Dies soll zum Anlaß genommen werden, die
Geschichte der Familie hier näher darzustellen. Da die Vogtei Vogelbach im Jahre
1574 eingerichtet wurde und die Kirchenbücher glücklicherweise seit dieser Zeit
erhalten blieben, sind wir in der Lage, die Familiengeschichte weit zurückzuverfol-
gen.

Die Wurzeln des Geschlechts, das zu den ältesten im oberen Kandertal zählt, liegen
in Marzell. Hier wird am 27. Juli 1602 ein „Lentz Wernlin" als Pate genannt. Im
darauffolgenden Jahr steht folgender Eintrag im Ehebuch: „Uf Montag, den letzten
Februar 1603 hat Lentz Wernlin, der Holzmeister zu Marcel Hochzeit gehalten mit
Maria Leysingerin, des Müllers zu Wyß Dochter" (Stammtafel 1/1). Das Ehepaar
hatte drei Söhne und fünf Töchter, welche alle in die unselige Zeit des Dreißigjährigen
Krieges hineingeboren wurden. So starben zwei Kinder in den Pestjahren 1629 und
1630. Im Kirchenbuch Vogelbach sind in dieser Zeit jeden Monat bis zu 25 Pesttote
verzeichnet.

In den Jahren 1631/32 scheint das Haus des Lentz Wernlin auch als Wirtshaus
gedient zu haben. Dies entnehmen wir einem Eintrag im Anhang des Kirchenbuches.
Dort heißt es u.a.: „Uff den h. Palmtag zur Marzell 125 Communicanten gehabt und
Wein aufgetragen, so aus Lentz Werlins Haus abgeholt worden....2 Maß". Ab
Oktober 1634 suchte eine neue Pestwelle das Tal heim. Im Jahre 1635 war der Pfarrer
Johannes Sartor im Exil. Bei der Rückkunft im Januar 1636 schrieb er ins Totenbuch:
„stürben in dieser Zeit viel Menschen, die hier nicht verzeichnet wurden". Man kann
annehmen, daß damals auch der Holzmeister Lentz Wernlin unter den Toten gewesen
ist. Doch die schlimme Zeit war noch nicht vorüber. Am 1. Februar 1636 wurden in
Marzell begraben: Christian Brendlin und dessen Kind, welche an Hunger starben.
Dies waren der Schwiegersohn und das Enkelkind des Lentz Wernlin. Es sind nicht
die einzigen. die um diese Zeit in der Vogtei durch Hunger umkamen. Ab September
desselben Jahres schlägt die Pest abermals zu. Auch die Pfarrfamilie blieb diesmal
nicht verschont. Ganze Familien wurden in dieser schrecklichen Zeit regelrecht
ausgelöscht. Die Menschen trauten sich nicht mehr in die Dörfer, sie waren nach Basel
geflohen oder versteckten sich in den Wäldern vom Blauen und Gleichen. 1640 bis
1643 schweigen die Kirchenbücher ganz. Am letzten Maitag des Jahres 1646 stirbt zu
Marzell die Frau des Lentz Wernlin, Maria Leysinger. im Alter von 77 Jahren. Sie
hatte all die schrecklichen Jahre überlebt.

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