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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 59
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der Kunst und mit Künstlern. Hermann Hesse etwa, der kurzzeitig mit ihrer von
ihr bewunderten Tante Ruth Wenger verheiratet war. oder Emmy und Hugo Ball
gehörten zu den Gästen. Zu Hause in Steinen wurde viel über die Theorien des
bekannten Psychoanalytikers Carl Gustav Jung diskutiert, dessen Anhänger der
Vater war. Die Kontakte zu Jung waren auch der Anstoß für Meret Oppenheim,
schon mit 14 Jahren zu beginnen, ihre wichtigsten Träume aufzuschreiben.

Noch in Steinen entstanden ihre ersten Bilder. Eine Zeichnung in ihrem
Mathematikheft, wo sie die Gleichung X = Hase illustrierte, wurde später als
ihr erstes surrealistisches Werk serühmt. Es überzeugte aber zunächst vor
allem den Vater, daß das Abitur nicht das Ziel für seine älteste Tochter war.
An den diversen Schulen, die sie in Steinen. Schopfheim. Zell. Lörrach und
in einem Internat in Königsfeld besuchte, fand Meret wenig Gefallen. Sie
wollte Malerin werden. Mit 18 Jahren durfte sie zusammen mit der Freundin
Irene Zurkinden nach Paris fahren, um dort eine Kunstakademie zu besuchen.
Dr. Oppenheim, jüdischer Abstammung, wußte damals noch nicht, daß in
wenigen Jahren die ganze Familie in die Schweiz emigrieren mußte. Ein
Zöllner und ehemaliger Patient warnte ihn. daß er ..auf der Liste stehe".

Paris und die Surrealisten

..Ohne die Hände zu waschen*' seien sie bei ihrer Ankunft in Paris ins Cafe du
Dome gegangen, das damals wichtige Künstler-Stammlokal, erzählte Meret Oppenheim
später. Mit ihrer Intelligenz, ihrer Kultiviertheit und ihrer traumhaften
Schönheit fand Meret Oppenheim leicht den Kontakt zu den damals berühmtesten
Surrealisten um Andre Breton. Bald gehörten auch Alberto Giacometti und Marcel
Duchamps zu ihrem Bekanntenkreis. Auf einem Fest von Schweizer Freunden
lernte sie Sophie Taeuber und Hans Arp kennen. Mit Max Ernst hatte sie etwa ein
Jahr lang eine leidenschaftliche Verbindung, die sie dann aber ihrer schöpferischen
Freiheit opferte. Für Man Ray posierte sie für eine Aufnahme an einem
Druckerpresse-Rad. die weltberühmt wurde. Das erotische Foto, das Meret halb
nackt, den Arm geschwärzt, an dem schwarzen Metallrad zeigt, erschien mit ihrem
Einverständnis auf dem Titelblatt eines Magazins. In der damaligen Zeit eine
Provokation der gesellschaftlichen Konventionen.

Ab und zu besuchte Meret auch die Academie de la Grande Chaumiere, doch
lieber arbeitete sie für sich alleine oder holte sich Anregungen bei Besuchen in
den Ateliers der Künstlerfreunde und in Kaffeehäusern. Sie schrieb jetzt auch
Gedichte. Hier die ersten Zeilen von einem ihrer schönsten, das in Paris entstanden
ist:

Für dich, wider dich
Wirf alle Steine hinter dich
Und laß die Wände los.

Meret Oppenheim stellte ihre Werke mehrmals mit den Surrealisten aus. Sie
erhielt wichtige Impulse durch diesen Künstlerkreis und verfolgte aufmerksam

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