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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 91
(PDF, 30 MB)
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Aber Hesse beendet an dieser Stelle seine Erzählung nicht. Der letzte Abschnitt
überrascht uns nun in vielfacher Hinsicht: der Erzähler wird zum kommentierenden
Reporter stadtpolitisch brisanter Vorfälle. Die schöne Natur, die abgegrenzten
Gärten, die geschlossenen Bürgerhäuser, die Dialoge im privaten Bereich und die
künstlerische Arbeit am Rathaus geraten in den Hintergrund zugunsten des politisch
-öffentlichen Raums: der Erzähler tritt als Journalist, nicht mehr als philosophierender
Essayist auf. Gerade dieser letzte Abschnitt macht die Erzählung für
uns heute erst lesenswert und lebendig. Für Hesse hingegen waren der Stilbruch
und die veränderte Perspektive vielleicht ein Grund dafür, daß er die Geschichte
nicht vollendete und in der Schublade liegen ließ. Gegen Ende des Manuskripts
strich Hesse eine schon fast satirisch kommentierende Passage (73): auch dies
kann als Zeichen der Unsicherheit während des Schreibens gewertet werden. Hesse
erkannte, daß Lyrik (!) am Ende dieses Kapitels völlig unpassend war. und so
brach er nach der Ankündigung von Versen das Manuskript wohl bewußt ab (77).

Ein ..Schriftchen, das an allen Ecken verteilt wurde" (74) und in der Stadt für
großes Aufsehen sorgt, steht im Mittelpunkt der letzten Seiten der Erzählung. Der
Verfasser des Traktats ist Veit, der sich nun publizistisch-aktiv in die öffentlichen
Diskussionen um den Rathausneubau einmischt. Gerhard ergreift ebenfalls für
Niklas Partei und initiiert ein Bürgerschreiben an den Großen Rat, der eine Sitzung
über die Rathausfrage und Niklas' Schicksal einberufen hat. Wortgefechte.
Abstimmungen. Stimmenzählen. ..Der Antrag lautete dahin, daß dem Architekten
ohne sonstige Ahndung die ausgesetzte, nach Vollendung des Werkes auszuzahlende
Ehrengabe von fünftausend Gulden entzogen und ihm dies nebst einer Rüge
seiner Rechnungsführung mitgeteilt werden sollte. (...) Der Antrag wurde schließlich
von der Mehrheit angenommen, die Mitteilung an Niklas aufgesetzt und ihm
noch am selben Tag zugeschickt" (76). In einem Antwortschreiben betrachtet sich
Niklas „städtischer Dienste ledig und verzichtet) auf die (ihm) zukommenden
Monatsgehälter" (76). Freiwillig und ohne finanzielle städtische Unterstützung
werde er die Arbeit vollenden, um zu zeigen, daß er nicht um des Profits willen
die Arbeit gemacht habe. Noch einmal nimmt Gerhard mit einem von vielen
Bürgern unterzeichneten Brief Partei für Niklas. Ein Fest zu Ehren des jungen
Baumeisters, dessen Führung durch die neuen Räume und Veits Ankündigung der
(von Hesse nicht mehr notierten) Begrüßungsverse beenden die Rathaus-Erzählung
.

Was aber geschah in Basel damals wirklich? Im Basler Anzeiger vom
10.11.1909 können wir heute folgendes nachlesen: Als in der Stadt ..die Verwaltung
in horrender Weise wuchs, richtete man sich so lange so gut ein, als es eben
ging, schließlich mußte man dann zu dem uns allen bekannten Umbau schreiten".
Am 24. Juni 1897 beschloß der Große Rat den Grundstücks-Ankauf südlich des

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