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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 104
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0106
Wie kam Iselin dazu? Er war Ratsschreiber in Basel, vom Gedankengut der
Aufklärung erfüllt und hatte Pestalozzi in der „Helvetischen Gesellschaft*' kennengelernt
, einem Kreis von Reformern, dem Pestalozzi seit 1774 angehörte. 1777
gründete Iselin zusammen mit sechs anderen Basler Bürgern die „Gesellschaft zur
Beförderung des Guten und Gemeinnützigen", die heute noch besteht: Im Schmiedenhof
(Gerbergasse), Basel, ist vor der Bibliothek der „GGG" das Denkmal
Iselins zu sehen (s. Abb.l).

Iselin gab die Zeitschrift ..Ephemeriden der Menschheif'heraus31 und veröffentlichte
darin 1777 die genannte Schrift Pestalozzis ..Bitte an Menschenfreunde"
und außerdem drei Briefe von ihm „Über die Erziehung der armen Landjugend."4'

Er ermunterte Pestalozzi zu weiteren Veröffentlichungen, denn dieser hatte zunächst
Zweifel an sich. Ende 1778 schrieb er an Iselin:"Ist meine Sprache nicht zu
warm und roh für Ihre Ephemeriden ? Soll ich es wagen, mit diesem ohngebilde-
ten (=ungebildeten) Werkzeug auch andere Gegenstände als den meinen für Ihre
Ephemeriden zu bearbeiten?"5'

Auf Iselins Wunsch sandte ihm Pestalozzi Bruchstücke von seinem Volksbuch
„Lienhard und Gertrud", die 1780 in den „Ephemeriden" gedruckt wurden. In
diesem Buch wollte Pestalozzi „dem niedersten Volk die wichtigsten, ihm (!)
angehenden Wahrheiten in seiner Sprache, in den Bildern seiner Lage und Umstände
...warm vorlegen."6'

Iselin bearbeitete den Text und fand auch einen Verleger, den aus Basel stammenden
Georg Jakob Decker in Berlin, so daß der 1. Teil von „Lienhard und
Gertrud" 1782 erscheinen konnte.

Pestalozzi schrieb in den Jahren 1777-82 viele Briefe an Iselin. in denen er seine
Lage und Pläne in voller Offenheit schilderte. Er besuchte Iselin auch zwischen
1780 und 1782 mehrmals im Reischacherhof am Münsterplatz (s. Abb.2), wo
jener mit seiner großen Familie wohnte. Dieses Haus gehört seit 1977 der „GGG".
sie hat dort das Restaurant „Zum Isaak" eingerichtet, in dem auch Theater gespielt
wird. Leider starb Iselin bereits mit 54 Jahren am 15. Juli 1782 - für Pestalozzi ein
schwerer Schlag. Er widmete ihm den 2. Teil von ..Lienhard und Gertrud"( 1783)
und schrieb dazu, daß er ihn „schätzte, ehrte und liebte, wie ich wenig Menschen
auf Erden schätze, liebe und ehre."7'

Pestalozzi lebte 18 Jahre lang, von 1780-98. zurückgezogen mit seiner Frau und
dem 1770 geborenen Sohn Hans Jakob auf dem Neuhof und schrieb seine bedeutendsten
Werke. In dieser Zeit erschien u.a. „Die Abendstunde eines Einsied-
lers"(1780). eine Sammlung von Aphorismen, in denen Pestalozzi überlegt, wie
dem armen Volk, aber auch der Menschheit als ganzer geholfen werden könnte.

Um ähnliche Gedanken kreiste auch Pestalozzis philosophische Hauptschrift
„Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts
" (1797).

Ohne diese Jahre der theoretischen Auseinandersetzung mit pädagogischen, philosophischen
, religiösen, sozialen Gedanken wüßten wir wenig über Pestalozzis
Weltbild - vielleicht wäre Pestalozzi ein Unbekannter geblieben.

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