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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 124
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0126
Allein aus dem 17. Jahrhundert wissen wir, wie oft die Markgräfler. nur ihr
Leben und das ihrer Familie rettend, für Wochen oder Monate den Schutz der
Basler Nachbarschaft aufsuchten in der bangen Erwartung, was sie bei ihrer Rückkehr
noch Brauchbares fürs Über- und Weiterleben vorfanden. Es braucht keine
große Phantasie, sich vorzustellen, daß diese menschlichen Tragödien wie immer
Zweierlei förderten: gegenseitige Hilfsbereitschaft ebenso wie Neid, Mißgunst
und egoistisches Sich-Behaupten.

Eine weitere traurige Gemeinsamkeit des 16. und 17. Jahrhunderts war die
Ohnmacht gegenüber zahlreichen Krankheiten, insbesondere bei Pest und Flecktyphus
, die allein 1610 die Hälfte der Lörracher Bevölkerung und seiner Teilorte
dahinrafften.

Die Glaubenskriege der Gegenreformation förderten eher die Umtriebe von Sekten
und Aberglauben, statt der Befriedung in einem einheitlichen Glaubensbekenntnis
zu dienen. In Hexenverbrennungen und Gottesurteilen gipfelten die
Wahnvorstellungen einer Zeit, die die Menschen trotz des Aufbruchs der Wissenschaft
seit dem 15. Jahrhundert immer mehr verunsicherten.

Gravierende Einschnitte in der politischen Struktur waren auch für die Leute
hier 1503 die Verlegung der Verwaltung von der Burg Rötteln nach Durlach, die
Einführung der Reformation in Basel 1529 und dann 1556 im Markgräflerland. die
Zerstörung der Burg Rötteln 1678 und damit die Verlegung der Landvogtei nach
Lörrach mit der gleichzeitigen Erhebung Lörrachs zur Stadt 1682. Im Alltag der
Bevölkerung im Raum der heutigen Stadt Lörrach hat sich damit allerdings noch
nicht viel geändert. Die meisten gingen nach wie vor ihrer bäuerlichen Tätigkeit
nach. Da und dort etablierte sich auch schon das Handwerk, das seine Blüte dann
im ausgehenden 18. Jahrhundert erlebte.

Lörrach selbst erhält im Stadtbild des 17. und 18. Jahrhunderts einige barocke
Akzente, die z.T. bis Anfang unseres Jahrhunderts das Ortsbild prägten und dem
jahrhundertelangen Bauerndorf eine mehr und mehr städtische Note gaben. Der
bauliche Altbestand der Teilorte ist bis ins 20. Jahrhundert im wesentlichen der
Bautätigkeit nach der Zerstörung der Burg Rötteln zu verdanken, in deren Zusammenhang
auch die umgebenden Orte stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Von nun an gibt es durch die Industrialisierung im gesamten Wiesental mehr
und mehr Gemeinsamkeiten innerhalb der Bevölkerung, da - außer in Tüllingen -
auch in Lörrachs Nachbarschaft zahlreiche Fabriken entstanden. Damit begann
allerdings auch eine Klassifizierung innerhalb der Bevölkerung. Arbeiter. Mittelstand
und höhere Bedienstete oder Unternehmer prägten mit all ihren Gegensätzen
und Unterschieden das soziale Gefüge der Gesellschaft, die eigentlich nach den
Ideen der Französischen Revolution und nach den zahlreichen Versuchen, die
Monarchien durch Demokratien zu ersetzen- wie z.B. 1848 - eine mehr aufeinander
bezogene Schicksalsgemeinschaft werden sollte.

Wie schön verlockend klangen die Worte liberte. egalite. fraternite über den
Rhein herüber und versprachen vor allem denen, die sich durch Jahrhunderte
benachteiligt fühlten, eine paradiesische Zukunft. Später hatten Marx und Engels

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