Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 125
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0127
mit ihrer Philosophie des Sozialismus ein ähnliches Ziel, das von der kommunistischen
Ideologie später aufgegriffen, aber dann schmählich verraten wurde. Aber
die Menschheit sieht sich offensichtlich von solch globaler Brüderlichkeit überfordert
, weil es einzelnen oder Gruppen - meist den Mächtigen dieser Welt - immer
wieder gelingt, diese Ideen und Ideale nur für egoistische Absichten zu mißbrauchen
.

Damit sind wir auch schon bei der jüngsten Geschichte des Nationalsozialismus
mit seiner so feierlich propagierten und postulierten Volksgemeinschaft, in Verbindung
mit einer nationalen Überbetonung mit all ihren Ansprüchen und den
katastrophalen Folgen eines 2. Weltkrieges, einer im 20. Jahrhundert doch eigentlich
schon überlebten Leitlinie. Gleiches oder Ähnliches erlebten die Schwestern
und Brüder in der ehemaligen DDR und den benachbarten Vasallenstaaten der
Sowjetunion, deren scheinbares Paradies auf Erden durch die Vereinigung aller
Proletarier der Welt inzwischen durch den Machtkampf einiger weniger jämmerlich
scheitern mußte, natürlich wieder auf Kosten jener vielen, die den Prophezeiungen
geglaubt und vertraut haben. Ob das kapitalistische System wirklich die
historische Lösung all der bisher gescheiterten Versuche bereithält, wo Leistungsund
Konkurrenzdenken in unserer Marktwirtschaft inzwischen seine eigenen Gesetze
entwickelt und die Maschinen, statt uns zu entlasten, immer mehr Arbeitslose
produzieren, bleibt abzuwarten.

War die so praktizierte liberte nicht doch zu einem Widerspruch der fraternite.
ja zu einem unüberbrückbaren Gegensatz geworden? Sicherlich spiegelt sich in
diesem Wechselbad von Erwartungen. Hoffnungen und Enttäuschungen und einem
immerwährenden Neubeginn in der Geschichte auch das Leben der Menschen
im heutigen Bereich der Stadt Lörrach.

Irgendwie sind wir durch die Jahrhunderte doch auch wieder zu einer Gemeinschaft
verurteilt, die die hohe Politik uns jeweils vorschreibt. Die Grenzlage unserer
Stadt stellte uns dabei noch zusätzliche Aufgaben, denn Grenzen - oft nur
schwer überwindbar - gab es zu allen Zeiten in unserer Ecke. Ich erinnere an den
Dinkelberg oder an Stetten, wo sich Markgrafschaft und Vorderösterreich über
viele Jahrhunderte trafen, an Basel, das vom 9.-12. Jahrhundert zum Königreich
Burgund gehörte, dann seine Selbständigkeit in einem Bistum versuchte und 1501
schließlich aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation als Reichsstadt
ausschied, um nun sein Glück in der Eidgenossenschaft zu versuchen, bis die
Schweiz ihre heutige Form 1847 im Sonderbundskrieg erlangte. Auch die wechselvolle
Geschichte des Elsaß hatte auf unsere Stadt immer wieder wirtschaftliche
und gesellschaftliche Auswirkungen und prägte den Alltag bis hinein in die Familien
. Heute sind es der Regio-Gedanke. das wachsende europäische Bewußtsein,
die politischen und militärischen Konsequenzen, die sich aus unserer Zugehörigkeit
zur Europa-Union, zur UNO und zur Nato ergeben, aber auch - und dies noch
viel unmittelbarer - die vielen z.T. weltweiten Verflechtungen und Beziehungen
unserer Lörracher Industrie, deren Auf und Ab auch den Arbeitsplatz hier oder in
der Nachbarschaft als Pendler immer wieder tangiert.

125


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0127