Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 138
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0140
Auffindung eines verborgenen Schatzes:
Elisabeth Walters „Schmiedledick"

Petra Hauser

Was wünscht sich ein in Mannheim geborener, in Karlsruhe lebender, zeit seines
Berufslebens im Außendienst einer Baustoffirma von Konstanz nach Rappenau quer
durchs ..Ländle" reisender Badener zu seinem 70. Geburtstag? Er beginnt, an dieser
deutlichen Schwelle zum Alter, von der Melancholie der Vergänglichkeit umgeben,
sich in die Zeit seiner Kindheit zurückzuträumen. in eine Welt, die ihm auch heute
noch so vernünftig und heil gewesen zu sein scheint, wie überhaupt nur die ersten 10
Jahre eines menschlichen Lebens erscheinen können. Wirtschaftliche Krisen und die
bereits lauernde nationalsozialistische Gewaltherrschaft hatten sich dem Kind noch
nicht gezeigt, das sich geborgen zwischen Familie, Schule und den Orten seiner
spielerischen Freizeitabenteuer hin und her bewegte.

So wünscht sich der Jubilar etwas, das diese heile Welt repräsentiert, ein Kinder-
und Schulbuch, dessen langen Titel er nach 60 Jahren noch mühelos reproduzieren
kann: ..Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern". Als
Buchordner in der 4. Klasse der Mannheimer K5-Schule durfte er es wöchentlich ein
oder mehrmals im Klassensatz aus der Schulbibliothek herbeischaffen und wurde
vom Jubelgeschrei seiner Klassenkameraden empfangen. Dieses Buch war ein „Hit",
bis es ausgemustert und zu 50 Pfennig das Stück an interessierte Schüler verkauft
wurde, weil die Hauptperson der herrschenden Ideologie entsprechend unerwünscht
geworden war.

Mit dieser Information versehen klopfe ich. die schenkwillige Tochter des oben
erwähnten Geburtstagskindes, zaghaft an bei einem der größeren innenstädtischen
Antiquariate Karlsruhes und entdecke wider meine Erwartung, daß ich auf einen
verborgenen Schatz gestoßen bin. Sofort leuchtet das Auge des an bibliophile
Exzentriker gewöhnten Antiquars verständnisvoll auf: Leider, nein! Im Moment hat
er dieses Buch nicht da. aber er will bei der Beschaffung behilflich sein. In großem
Stil sozusagen, über das Börsenblatt des deutschen Buchhandels. Da ergibt sich
immer mal wieder der Glücksfall, daß man an eines der Exemplare herankommt. Dies
ist der Anfang einer Odyssee, die eine clevere Verkäuferin mit dem Hinweis auf die
sehr schöne Neuauflage aus dem Jahr 1980 beendet. Der Inhalt ist wichtig, nicht in
Ehren vergilbtes Papier. Jetzt ist auch in mir ein Interesse erwacht, das weit über die
Anteilnahme an väterlichen Reminiszensen hinausgeht. Was steckt in diesem offensichtlich
begehrten und interessanten Buch?

Die Lektüre der Neuausgabe wird zur vergnüglichen Zeitreise durch den ..badischen
Stiefel" anno 1930. Im Mittelpunkt steht der wilde, unartige, kleine Sohn des

138


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0140