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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 186
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0188
promoviert hatte. Professor für Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er
blieb aber in Schopfheim wohnen. Der andere ..Aufhenkel*' besteht darin, daß sein akribischer
Schulreform-Bericht weder mit Bonn (etwa mit dem Bundes-Bildungsministerium) noch mit
Stuttgart (etwa einer der x Lehrplankommissionen des baden-württembergischen Kultusministeriums
) zu tun hat. sondern mit Schopfheim und dem Mittleren Wiesental, von wo die

Initiative hierfür ausging. Darauf weist der Titel.....Reform von unten" in etwa hin.

Also ein Buch für ..Schulmänner" und ..Schulfrauen", deren es im Geschichtsverein
Markgräflerland eine ganze Menge geben dürfte? Ja - aber eben „nicht nur". Sondern es gibt
in den beiden ersten Großteilen - A .Zur Entstehungsgeschichte" und B ..Probleme der
Übergangsauslese" - vielfältige Einblicke in die Grundprobleme weiterführender Schulen und
eine fundierte Analyse der schulischen Strukturen von Schopfheim und dem Mittleren
Wiesental. Somit Themen, die einen allgemein interessierten Leser unserer Region sehr wohl
ansprechen können.

Um was geht es bei dieser „Schulreform von unten?" Es war der Versuch eines engagierten
Pädagogen mit Gleichgesinnten, einen Weg zu suchen, um das größte Problem des Gymnasiums
, nämlich das Scheitern (den „drop-out") einer übergroßen Zahl von Schülern (z.B. beim
Geburtsjahrgang 1942 innerhalb von 8 Schuljahren 54% in Baden-Württemberg!). in den Griff
zu bekommen oder zumindest in seiner Härte abzumildern mittels einer „kontrollierten
Veränderung". Es waren dies Lehrer, denen das Herz blutete beim Blick auf die oft äußerst
hohen, doch vergeblichen Anstrengungen, auf das meist jahrelange Leiden solcher Schüler, die
zerrieben wurden zwischen den Anforderungen der Schule und den Erwartungen des Elternhauses
- und dabei oft verbogen wurden für den Rest ihres Lebens.

Ein glücklicher Umstand für diesen Versuch war die volle Unterstützung durch den Direktor
(Oberstudiendirektor Oskar Keller) und das Kollegium, damals noch relativ geschlossen und
überschaubar bei 638 Schülern und 32 Lehrern. Ein weiterer glücklicher Umstand war, daß es Dr.
Sehringer gelang, die andern weiterführenden Schulen des Tales - die beiden Lörracher Gymnasien
und das Gymnasium Schönau sowie die Realschulen Lörrach, Steinen, Wehr und Zell - zur
Mitarbeit zu gewinnen, so daß ein sehr breites Vergleichsmaterial über Jahre hinweg zur
Verfügung stand. Betrüblich oder besser „empörend" ist dann allerdings das abrupte Ende des
„Nachversuchs" durch die Eingriffe der Schulbehörde einerseits und der Presse andererseits.

Die Formulierung „Nachversuch" weist auf die Dreistufigkeit des Unternehmens hin. Im
Schuljahr 1967/68 wurde ein ..Vorv ersuch" durchgeführt, um die Instrumente für den „Hauptversuch
" zu erproben, der dann von 1968 bis 1974 lief. Hierbei haben sich, da Dr. Sehringer
1968 an die PH Heidelberg berufen wurde, die Studienräte Pfleger und Stumpf besondere
Verdienste erworben. Um den Vorversuch noch besser abzusichern, waren die Schulschicksale
der Eintrittsjahrgänge 1961 bis 1966/67 zugezogen worden. Der „Nachversuch" würde
vermutlich bis heute noch andauern, wenn es nicht zu dem schon genannten (s.o.!) betrüblichen
Ende gekommen wäre.

Worum geht bzw. ging es in der Hauptsache? Daß die Kinder der 4. Grundschulklassen bzw.
der 5. Klassen der weiterführenden Schulen mittels Tests auf ihre Eignung untersucht und dann,
entsprechend dem Ergebnis, gelenkt werden. Ein solches System sollte im Zeitalter der Tests
eigentlich selbstverständlich sein. In England, wo Dr. Sehringer zwei Jahre lang als deutscher
Lektor an einer Hochschule gewirkt hatte, wird mit großem Erfolg - also mit erheblich
geringerem „drop-out" als bei uns - ein Testsystem angewandt hierfür, und das seit Jahren. Als
Tests, das sind standardisierte, also „geprüfte Prüfverfahren", wurden eingesetzt: der Hamburg
-West-Yorkshire Gruppentest (HWY), das Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung
(PSB) und zeichnerische Gestaltungsverfahren (eine Baum-, eine Menschen- und eine Kritzelzeichnung
) zur Ermittlung der „Stützfunktionen". Es ging also nicht nur um den IQ. Das wird
auch daraus deutlich, daß genauso organisatorische Daten (Klassenfrequenz, Fahrschüler.

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