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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 119
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Obwohl der junge Deutsche es nicht unterließ, auf die Tatsache hinzuweisen, daß
die Schweizer im Krieg von Hunger und Elend verschont worden waren, läßt sich aus
diesem Satz doch Respekt und Achtung vor den Basler Beamten herauslesen.

In seinem bereits zitierten Brief, der aufgrund des sehr persönlichen Charakters
nur bedingt mit dem Zeitungsartikel Riegers verglichen werden kann, äußerte sich
der Grenzacher Dieter Jacherts weniger positiv über die Bewohner seiner Nachbarstadt
. Er teilte seinem Freund Guni im März 1947 mit. daß er die Böden von
..fetten" Basler Damen spänen müsse, um einigermaßen seinen Lebensunterhalt
bestreiten zu können. Er beneidete die Basler sichtlich um ihren Wohlstand, zumal
es seiner Mutter damals ziemlich miserabel ergehen mußte. ..Es gibt [in Grenzach]
kaum was zu essen trotz der nahen Schweiz", beklagte er.

Gerhard Bürck. der wie Franz Rieger und Dieter Jacherts im Rahmen der Mark-
gräfleraktion in Basel studierte, beurteilte die wirtschaftliche Situation der einheimischen
Bevölkerung etwas differenzierter. Gemäß seinem Artikel im .Zentralblatt
der deutschen Pfarrerschaft" m lebte manche Basler Familie nach dem Krieg
in bescheidenen Verhältnissen. ..Die Schweiz ist nicht nur das Land, in dem Milch
und Honig fließen", betonte der Lörracher Pfarrerssohn.

Auch wenn die Schweizer nach Aussage aller von uns befragten Zeitungen in
der zweiten Hälfte der vierziger Jahre keine großen Sprünge machen konnten, so
waren sie doch ordentlich gekleidet. A.V. stellte neidvoll fest, daß viele ihrer
Basler Kommilitoninnen Seidenstrümpfe trugen. Da sie meist aus gutem Hause
stammten, legten sie großen Wert auf Qualität. Ihr Qualitätsbewußtsein fiel auch
M.E. auf. Der ehemalige Gaststudent sagte, daß die Baslerinnen niemals die
minderwertigen Unterhosen und Socken, die in Lörrach zum Kauf angeboten wurden
, gekauft hätten.

M.E. und E.H.. die beide noch während ihrer Schulzeit in die deutsche Wehrmacht
eingezogen worden waren, wurden wiederholt von den Basler Kommilitonen
auf ihre Erfahrungen im Krieg angesprochen. Die jungen Schweizer Studierenden
waren zum Teil derart ahnungslos, daß sie M.E. wie kleine Jungen vorkamen
, die stets zu Streichen aufgelegt sind. ..Sie erlebten im Krieg nie etwas wirklich
Schlimmes, denn sie wurden im Militär nicht geschunden und sie litten auch
keinen Hunger", sagte der gebürtige Stettener.

Franz Rieger unterstrich in der „Basler Studentenschaft", daß die jungen Frauen
und Männer in Basel wirklich junge Mädchen und Jünglinge seien l0n. Offenbar
waren ihre Gesichter nicht von den Schrecken des Krieges gezeichnet. Die Mädchen
und Jungen konnten ihre jugendliche Unschuld und ihren Übermut bewahren.

Bew ertung und abschließende Worte

Auf den ersten Blick scheint die „Aktion der Universität Basel für Studierende
aus dem Wiesental" nur eine wenig bekannte, lokale Episode in der Geschichte
der Schweizer Nachkriegshilfe zu sein. Doch das internationale Aufsehen, das die

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