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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 147
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0149
Die Entlassung aus der Leibeigenschaft brachte keine Ruhe

Wer nun glaubte, nach dem Ende der Leibeigenschaft werde Ruhe einkehren,
wurde enttäuscht. Der Freikauf erzeugte neuen Zündstoff. Die Angriffe richteten
sich zunächst gegen die Einungsmeister, die sich nun nicht mehr aus den Reihen
der Salpeterer rekrutierten. Von ihnen sei die Grafschaft erneut „verkauft und
verraten" worden. Auch hätte das Kloster niemals etwas veräußern dürfen, das
ihm nicht gehörte. Es wurde gefordert, das Ablösungsgeld nicht zu bezahlen.

Die Nachricht von neuen Widersetzlichkeiten drang auch nach Wien. Kaiser
Karl VI. erließ ein Warnschreiben an die Untertanen und forderte zur Ruhe auf;
niemand sollte mehr nach Wien kommen, widrigenfalls würden Strafen an Gut,
Leib und Leben erfolgen. Diese Resolution steigerte nur die Wut der Salpeterer.
Umgehend schickten sie eine Abordnung von 20 Mann nach Wien. Gleichzeitig
unternahm der Anführer Leontius Brutsche von Dogern mit 111 Jungfrauen eine
Wallfahrt nach Maria Einsiedeln, um „für die Angelegenheit der Salpeterer Glück
zu erflehen"'. Der Kaiser reagierte ärgerlich auf ein an ihn gerichtetes Schreiben.
Er ließ fünf der Angereisten vorübergehend festsetzen. Nach Hause zurückgekehrt
, verbreitete Fridolin Gerspach, sie hätten alles dem Kaiser unterbreitet. Dieser
hätte von allem nichts gewußt und würde ihnen nun helfen.

Trotz immer wieder vom Waldvogt ausgesprochener Arreststrafen und entgegen
allen Ermahnungen aus Wien schürten die Aufwiegler weiter. Im Februar 1739 reiste
Leontius Brutsche nach Wien, um dem Kaiser eine von 24 Männern unterschriebene
Beschwerdeschrift zu übergeben. Er legte seine Hauensteiner Tracht ab, ließ sich den
Bart schneiden und kleidete sich wie ein wohlhabender Stadtbewohner mit einer
Perücke. Doch in Wien wurde er bald erkannt und ins Gefängnis geworfen.

Erneut zeigte man sich in Wien großmütig und glaubte, eine eingesetzte Kommission
könne die Anführer besänftigen. Die Lage hatte sich aber inzwischen
derart zugespitzt, daß die Kommission nur unter dem Schutze von 600 eingesetzten
Grenadieren arbeiten konnte. Vernehmungen, Belehrungen und Inhaftierungen
zeigten keinen Erfolg. Die Salpeterer beriefen sich immer wieder auf ihre vermeintlichen
„Alten Rechte". Versammlungen ließ die Kommission nun durch
Truppen auflösen und die Rädelsführer festnehmen.

Nun beschlossen die Salpeterer den offenen Krieg. Es wurde wieder damit begonnen
, die Häuser der „Hallunken** zu plündern. Anrückenden 500 Grenadieren
stellten sich die Rebellierenden in einer Stärke von 1000 Mann bei Etzwihl entgegen
. Die Aufständischen gaben einige Gewehrschüsse ab, worauf sie von den
vorrückenden Grenadieren in die Flucht getrieben wurden. Wohl versammelten
sich die Aufrührer von Görwihl und Herrischried noch einmal, vermochten aber
den in diese Gegend vorstoßenden Truppen keinen Widerstand entgegenzusetzen.

Jetzt fällte die Kommission im Namen des Kaisers gnadenlose Urteile. Die
Anführer wurden als Hochverräter behandelt. Jakob Leber aus Brunnadern verlor
am 24. März 1739 als erster auf dem Richtplatz bei Tiefenhäusern unter dem
Schwert des Scharfrichters sein Leben. Beim neuerrichteten Galgen bei Albbruck

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