Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 157
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0159
So schlenderte der immer schulmüde Junge dem Hüninger Kanal entlang abwärts
bis zum 3 km entfernten Pfarrhaus, die Natur in langen Zügen genießend
oder einem träge den Kanal hinauffahrenden Kahn nachguckend. Als er endlich in
Kembs ankam, läutete bereits vom Kirchturm das Glöcklein zu Mittag, und schon
war es höchste Zeit, den Heimweg anzutreten.

Der Verzweiflung nahe probierte man dann noch einen zum Zöllner umgesattelten
Schulmeister, und siehe da. der hatte einigen Erfolg.

Der Anstoß schien gegeben, und mit 12 Jahren zog ein völlig umgewandelter,
frühreifer und sogar arbeitsfreudiger Junge wiederum zurück zu den Fratres nach
Bartenheim. Mit den Träumereien hat er ein für allemal Schluß gemacht - nach
und nach entwickelte sich sein typisch sundgauerischer Charakter, um nicht zu
sagen Dickschädel - den er im Laufe seines Lebens immer wieder behaupten wird.

Zur selben Zeit zeigten sich auch schon erste, wenn auch noch unverständliche
Anzeichen, die er aber bald mehr und mehr als Aufforderung einer höheren Sendung
wahrnahm. Immer mehr sah er diesen Weg vor sich gezeichnet, und immer
intensiver empfand er diese innere Bestimmung zum Priestertum - und so sollte es
am Ende auch kommen.

Als er mit diesen Aussichten beim Pfarrer von Brinkheim die ersten Lateinstunden
nahm, meinte neckend Pfarrer Schwarz von Bartenheim: „Wenn gosch jetz uf
Bellele en d'Leffelschliffi?"

In früheren Zeiten gehörte es bei den vornehmen Sundgauer Familien zum guten
Ton. ihre mehr oder weniger ungehobelten Söhne, diese „Löffel", in die Schule
des Klosters Bellelay im Schweizer Jura zu schicken, wo ihnen Anstand und gute
Manieren beigebracht wurden, wo sie „Schliff' bekamen, wo sie „geschliffen"
wurden.

Die streng katholische Familie war eine denkbar günstige Umgebung für den
angehenden Gottesmann, zählte sie doch nicht weniger als ein Dutzend Priester
oder Ordensleute in der näheren oder weiteren Verwandtschaft.

Seine Sonntage verbrachte er gerne auf der Mühle, und nach dem Mittagessen
ging es gewöhnlich mit dem Weidling über den Rhein nach Istein. Während die
Müllersknechte im „Sternen" dem Gutedel huldigten, streifte Alfons durch die
malerischen Gassen oder stieg bis zur St. Veitskapelle am Klotzen hinauf, wo er
am liebsten verweilte. Diese Wallfahrt lag ihm besonders am Herzen, erinnerte er
sich doch recht wohl seiner alten Magd, die ihm öfters das Sprüchlein sang:

Heiliger St. Vit
Weck mi en d"r Zit
Net z'frieh un net z'spoht
Daß es net ens Bett goht..
Mit dem Studium wurde nun wirklich Ernst gemacht. Ab 1871 besuchte er
verschiedene Schulen im Elsaß, später in La Chapelle bei Beifort, wohin das
Gymnasium von Colmar ausgezogen war. nachdem die Verordnungen des 7.April
1871 die Grundsätze des preußischen Schulsystems im Reichsland Elsaß-Lothringen
eingeführt hatten. Dank der Toleranz seitens der Behörden - und ungeachtet

157


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0159